Überlebenskampf der Metzgereien
Immer mehr Fleischereien schließen wegen der Konkurrenz der Discounter. In Meerbusch hat die Firma Ludwig nun neue Produkte entwickelt.
„Etwas mit Hähnchen?“, fragt Bettina Heuser am Telefon und antwortet: „Hähnchenbrustfilet gibt es morgen. Wenn Sie heute Geflügel wollen, kann ich Ihnen unseren Eintopf empfehlen.“ Die Inhaberin der Metzgerei Ludwig in Büderich gibt in kurzer Folge weitere Auskünfte dieser Art. Vormittags rufen viele Leute an und erkundigen sich nach dem frisch zubereiteten Tagesgericht. Auch Sprechstundenhilfen und Sekretärinnen, deren Chef nach einer warmen Mahlzeit ruft. Das jeweilige Tagesgericht wird in der Dorfstraße zubereitet und als Ergänzung zum regulären Mittagessen angeboten, das die Zentrale anliefert. Seit acht Jahren verantwortet Bettina Heuser die Produktion der weit verzweigten Ludwig-Metzgereien. Nach und nach übernahm sie fünf Filialen in Düsseldorf. Und nun auch die in Meerbusch, die aus Altersgründen frei wurde.
Der Name blieb, das Sortiment wurde nach gründlicher Renovierung aufgefrischt. Die bewährten und vielfach prämierten Rezepturen hat sie nicht verändert, allenfalls leicht modernisiert. „Wo Ludwig draufsteht, ist auch Ludwig drin“, stellt Bettina Heuser klar. Sie ist Metzgerstochter, hat bei den Eltern nur geholfen, später studiert und eine Ausbildung als Hotelkauffrau gemacht. Insgesamt 25 Jahre war die dreifache Mutter am Düsseldorfer Flughafen beschäftigt, ehe sie wieder zu ihren Wurzeln zurückkehrte.
Man habe sie in Büderich sehr nett aufgenommen, bestätigt sie. Und gleich am Eröffnungstag habe sie etwas gelernt, auf das sie von alleine nicht gekommen wäre. Eine Kundin sprach sie an und klagte ihr Leid über das Töten der Tiere. Wer ihnen das Leben nähme, müsse dafür etwas anderes geben, nur so seien die Lebenskräfte Yin und Yang ausgeglichen. „Diese Kundin forderte mich so eindringlich auf, dass ich sofort handelte“, erzählt Bettina Heuser. Das Ergebnis: Vor der Tür steht jetzt immer ein Napf mit Wasser, aus dem Hunde ihren Durst löschen können.
Zur Wiedereröffnung wurde mit Produkten aus der Sylter Sansibar ein neues Segment eingeführt. Darunter die berühmte Currywurstsoße, die in der Kombipackung mit fünf Bratwürsten zu haben ist. Ein weiteres Angebot sind Weißwürste aus eigener Produktion, dazu ein Glas süßer Senf. Es müsse wirklich nicht jeden Tag Fleisch sein, meint Bettina Heuser, „aber wenn, sollte die Qualität stimmen. Was der Kunde kauft, muss ihm schmecken. Dann kommt er auch wieder.“ Besonders ins Herz geschlossen habe sie männliche Einkäufer, sagt Bettina Heuser. Nicht unbedingt die, die den Zettel ihrer Frau kontrolliert abarbeiten. Sondern die, die sich von Wurst und Fleisch mit großem Appetit verlocken lassen.