VHS verstärkt digitales Lernen
Die Meerbuscher Volkshochschule gehört nun zu den „Digi-Circles“, die in ihren Kursen vor allem Senioren an Geräte wie Tablets und Smartphones heranführen wollen.
Es gibt die „Digital Natives“ — also Kinder und Jugendliche, die völlig normal mit I-Pad, iPhone und Computer groß werden. Dann gibt es die Mittdreißiger, die als „Digital Immigrants“ gelten — die zwar nicht in der digitalen Welt aufgewachsen sind, sich aber trotzdem gut auskennen. Und dann gibt es die Generation der über 60-Jährigen, die — so Volkshochschul-Leiterin Marie Batzel — in der Gefahr sind, den Anschluss an die digitale Welt zu verpassen. „Und diese Spaltung wollen wir verhindern“, sagte sie gestern.
Die Meerbuscher Volkshochschule gehört seit dieser Woche zu den „Digi-Circles“, in den die Schulen in Köln und Mönchengladbach ebenfalls aufgenommen wurden. Alle drei Volkshochschulen entwickeln gemeinsam Kurse und Konzepte, um alle Generationen in die digitale Welt mitzunehmen. Dabei sollen digitale Technik und Lernmittel in den Unterricht integriert werden. Dieser Unterricht soll aber durch den Einsatz der Lernmittel flexibler werden. Marie Batzel nennt nur ein Beispiel: Eine Gruppe will Englisch lernen, der Referent verteilt Hausaufgaben, steht online zur Verfügung, und die Gruppe muss sich nicht wöchentlich treffen, sondern kommt vielleicht einmal monatlich zusammen. „Das kommt vielen Berufstätigen entgegen, die nicht so viel Zeit haben,“ so Batzel.
Marie Batzel, Leiterin der VHS
Deutschlandweit wurden 30 Digi-Circle von den Volkshochschulverbänden ausgewählt. In NRW haben sich 40 VHS beworben, um als einer von fünf Digi-Circle anerkannt zu werden. Düsseldorf war zum Beispiel nicht darunter. Mönchengladbach, Köln und Meerbusch wurden in dieser Woche in Mönchengladbach zu „Orten der Praxis und Innovation“ ernannt. Dazu sagt Detlef Krügel, Fachbereichsleiter in Meerbusch für Schule, Sport und Kultur: „Um dem Digitalen Wandel mit neuen Lernkonzepten begegnen zu können, sind vereinte Kräfte notwendig.“ Kosten verursacht diese Bildungskooperation nicht. Marie Batzel: „Aus dem städtischen Haushalt brauchen wir dafür kein Geld, es müssen auch keine neuen Computer angeschafft werden.“ Jetzt gehe es erst einmal darum, Konzepte für Kurse zu entwickeln und die Zielgruppen anzusprechen. Das seien vermutlich Vertreter der Generation 60+, die nicht mehr berufstätig, aber bildungsaffin und hochinteressiert an neuen Themen sind, vermutet die VHS-Leiterin. Und genau die will sie über deren Interessen erreichen. Wer sich zum Beispiel für Kunstgeschichte und Architektur interessiert, könnte in einem der neuen VHS-Kurse übers I-Pad einen virtuellen Ausflug etwa in eine Ausstellung in Madrid machen und erfährt in Meerbusch dazu etwas über das Museum, den Künstler und die Zeit, in der er gelebt und gearbeitet hat. Batzel: „Dabei soll die Technik keine störende Rolle einnehmen, sondern unkomplizierter und flexibler Teil des neuen Lernens werden.“ Sie weiß: „Wir als Volkshochschule können das Rad nicht allein neu erfinden, darum bin ich froh, dass es insgesamt 30 Digi-Circles in Deutschland gibt und wir einen Zuschlag bekommen haben.“ Die VHS Mönchengladbach sei mit digitalen Kursen gut aufgestellt, und auch die Kölner Kollegen würden sich schon länger Gedanken über ein Unterrichtsangebot und das Lernen in der digitalen Welt machen. „So haben wir drei eine regionale Nähe und können uns absprechen und Kursinhalte oder Referenten teilen.“