Weltreisende an der Pappelallee

170 Kinder machen Urlaub vor der Haustür. Das Angebot der Stadt bedeutet zehn Tage lang Unterhaltung.

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Lank. Stadtranderholung in Meerbusch, das heißt zurzeit: 170 Kinder kommen seit Ferienbeginn auf den Sportplatz Pappelallee. 35 Betreuer kümmern sich um zwölf Gruppen, deren Namen selbsterklärend sind. Jonas Grupe (17) betreut die „Wir-wollen-nicht-aufhören-zu-basteln-Gruppe“, unmittelbar vor der frisch gezimmerten Strandbar sitzen leidenschaftliche Uno-Spieler und es bleibt unklar, ob das eigentlich die „Ich-will-nur-Monopoly-spielen-Gruppe“ ist oder eine neue.

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Die Sozialpädagogin Beate Enzel registriert diese Leidenschaften mit einem Lachen. „Wir regen die Kinder auch zu anderen Aktivitäten an.“ Schwer, sagt Jonas Grupe, falle das in seiner Gruppe nicht. „Sie spielen gerne Fußball und haben im stärksten Regen eine Schnitzeljagd gemacht.“

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Bewegung, so viel wird klar, ist auf dem Sportplatz wichtig — und stimmungsrettend, wenn Kälte und Nässe ungemütlich werden. Palettenrettungswege bauen, Kettcar fahren, Betreuer fangen, Ballspiele oder auch zwei Stunden im Zelt tanzen vertreiben das Frösteln sofort.

In zehn Tagen um die Welt heißt das Motto diesmal, und wenn die Eltern am Donnerstag zur Abschlussveranstaltung kommen, können sie nicht nur einen brasilianischen Cocktail an der von Georg Vinzens (Abenteuerspielplatz) eigenhändig gezimmerten Cocktailbar genießen, sondern am Schiefen Turm von Pisa vorbei zu den Pyramiden schlendern und von dort einen Abstecher zur Düsseldorfer Rheinbrücke machen. Nicht nur das: Fin und Shaham, zwei Neunjährige, haben den Fernsehturm nachgebaut — inklusive der Leuchtuhr und mit einem schwarz-rot-goldenen Kopf. Warum haben sie gerade dieses Wahrzeichen aus Pappmaché gebastelt? „Weil man wegen dem so gut fernsehen kann“, sagt Shaham mit großer Selbstverständlichkeit.

Großen Einsatz zeigen auch die Betreuer. Wie Jonas Grupe arbeiten, leben, kochen und schlafen mindestens vier Jugendliche vor Ort. „Wenn wir zu viele sind, müssen wir in Schichten duschen, die einen abends, die anderen morgens“, erzählt Grupe. Nur einmal hat er sich bisher im Elternhaus in die Kissen gerollt: „Ich musste einmal richtig ausschlafen. Das geht auf dem Platz schlecht.“

Es ist das letzte Mal, dass sich Sozialpädagogin Beate Enzel und Georg Vinzens, der die tausend anfallenden handwerklichen Aufgaben übernimmt, um den organisations- und arbeitsintensiven Ferienspaß kümmern. Nach dem unerwarteten Tod von Peter Leuchtenberg wird Enzel die Leitung des Abenteuerspielplatzes in Büderich übernehmen, den Georg Vinzens zurzeit alleine betreut. Leuchtenbergs Tod und die nahezu gleichzeitige Schließung des Platzes wegen der Sturmschäden zu Pfingsten hatten in Büderichs Süden für Unruhe gesorgt.

Die Wiedereröffnung des Geländes am Badendonker Weg wird gleichzeitig ein kleines Begrüßungsfest für Enzel.