2000 Jahre alter Steinsarg soll in Denkmalliste eingetragen werden
Der Sensationsfund steht derzeit in einer Scheune auf dem Birkhof.
Kaarst. Der Fund war eine Sensation: Bei den Bauarbeiten zur Golfplatzerweiterung am Rittergut Birkhof stieß ein Baggerfahrer im Jahr 2007 auf einen Steinsarg. Die Archäologen untersuchten, forschten und jubelten: Der Sarg galt als Zeugnis der frühesten Erdbestattungen im Rheinland, war rund 2000 Jahre alt. Doch nach der ersten Aufregung wurde es ruhig um den Sensationsfund. Heute, zehn Jahre später, erinnert sich kaum noch jemand an den Steinsarg vom Birkhof.
Jörg Schneider, der bei der Stadt für den Denkmalschutz zuständig ist, war in diesem Sommer zum ersten Mal mit dem Fund befasst. „Wir bekamen ein Schreiben vom Landesamt für Bodendenkmalpflege. Weil dort die Akten digitalisiert werden, sollten wir unser Denkmal Nummer 58 genauer spezifizieren — unsere Liste hört aber bei 57 auf“, berichtet er. Warum es nicht zur Eintragung des Sarges in die Denkmalliste gekommen war, dafür hat Schneider noch keine Erklärung. „Ich habe mit meinem Vorgänger gemeinsam nachgeschaut — aber es gibt dazu bei uns keine Akte“, sagt er. Auch beim Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) in Overath ist nichts weiter bekannt. „Wir haben den Fund seinerzeit untersucht und erfasst. Der Sarg ist dann am Fundort geblieben“, sagt Leiter Erich Claßen. Während heute archäologische Zufallsfunde an den Staat fallen, habe damals das hadrianische Teilungsgesetz gegolten. Demzufolge konnten sich Finder des historischen Gutes und Grundstückseigentümer den Fund teilen. „In diesem Fall war das ein und dieselbe Person und der Fund war sein Eigentum“, erläutert Claßen. Die Grabbeigaben — vier Räuchergefäße und eine Münze — seien aber, ebenso wie die sterblichen Überreste der beigesetzten Frau, ins Rheinische Landesmuseum in Bonn gegangen.
Dort kann die zuständige Archäologin Susanne Willer den Eingang bestätigen. „Aber die Funde sind schon im Januar 2008 an den Eigentümer des Grundstücks zurückgegangen“, erklärt die Expertin. Auf dem Birkhof ist Silke Auffermann, die Assistentin von Geschäftsführer Wolfgang Lalakakis, überrascht. Mit ihren Kollegen begibt sie sich auf Spurensuche — und wird fündig: Der rund drei Tonnen schwere Sarg aus Tuffstein steht noch dort, wo ihn die Archäologen zur Untersuchung hingebracht haben: In einer großen Scheune.
Rund zwei Meter ist er lang, der Deckel liegt davor. Erst bei genauer Betrachtung sind die Steinmetzarbeiten erkennbar. Die sterbliche Überreste der Verstorbenen sind ebenso wie die vier Räucherbecher und die Münze aus dem Jahr 96 nach Christus von den Archäologen untersucht, nummeriert und in Plastikbeutel verpackt worden. Für den Denkmalschützer Jörg Schneider ist klar: „Wir werden diesen bedeutenden archäologischen Fund in die Denkmalliste eintragen.“ Dazu will er nun Kontakt mit dem LVR und der Gemeinde Korschenbroich aufnehmen, auf deren Gebiet sich der Sarg aktuell befindet.