Ärger um Bordell-Werbung in Neuss
Auf Außenwerbeflächen finden sich immer wieder auch Hinweise auf Erotik-Angebote. Die Stadt hatte solche Werbung im Vertrag mit dem Unternehmen nicht ausgeschlossen.
Neuss. Das älteste Gewerbe der Welt soll von den Werbeflächen in Neuss verschwinden - zumindest da, wo die Stadt einschreiten kann. Das ist zumindest das Ziel von Bürgermeister Reiner Breuer. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass demnächst eine Initiative den Stadtrat erreicht, die das Thema noch einmal aufgreift“, sagt Breuer. Ob er diese Initiative selbst anstößt, lässt er offen. Klar aber ist: Sie muss eine Mehrheit hinter sich bringen, da sich die Politik Ende des vergangenen Jahres schon einmal nicht dazu durchringen konnte, die Bordell-Werbung, die für viele Neusser ein Ärgernis darstellt, zu verbieten. CDU, Grüne und FDP hatten dies seinerzeit verhindert.
Dabei war der Weg bereitet. Neuss Marketing hatte eine entsprechende Änderung im bis 2023 laufenden Vertrag mit dem auf die Vermarktung von Außenwerbeflächen spezialisierten Unternehmen Ströer, das die Nutzungsrechte für die der Stadt zur Verfügung stehenden Flächen hält, ausgehandelt. Dafür allerdings hätte sich die Stadt verpflichten müssen, Werbung in einem Umfang von 15 000 Euro pro Jahr zu schalten. „Man hätte einen Gegenwert erhalten und den Pool an freien Flächen zum Beispiel für Werbemaßnahmen für kommunale Unternehmen nutzen können“, meint Breuer. „Das war leider nicht mehrheitsfähig — und es ist für mich nach wie vor nicht nachvollziehbar, dass sich ausgerechnet die Christdemokraten dagegen ausgesprochen haben.“ So ganz von der Agenda ist das Thema jedoch nicht. Es schwelt weiterhin - das zeigt auch eine jetzt bei Facebook angestoßene Debatte. Dort entbrannte eine Diskussion zwischen dem CDU-Stadtverordneten Thomas Kaumanns und Constanze Kriete (SPD), die den Blick auf die Plakatgestaltung lenkte. Zwar hatte Kaumanns zunächst gar nicht vor, über das Thema Plakatgestaltung zu diskutieren - aber da lief die Diskussion auf Facebook schon. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte Kaumanns, dass bei der Plakatgestaltung durchaus Nachbesserungsbedarf bestehe, wenn der Vertrag neu verhandelt werden muss. „Dann muss es sicher auch darum gehen, das Schalten fragwürdiger Werbung wie zum Beispiel für das horizontale Gewerbe im Umfeld von Kitas und Schulen auszuschließen“, sagt Kaumanns.
Möglicherweise müssen sich die Fraktionen deutlich früher erneut mit dem Thema befassen, falls die von Bürgermeister Reiner Breuer angekündigte Initiative im Stadtrat zur Abstimmung steht. Kommt sie durch, dürfte sich die Zeit leicht bekleideter Frauen, die auf großen Werbetafeln für ihre Dienste werben, in Neuss dem Ende neigen. Spätestens mit Blick auf das Vertragsende im Jahr 2023 muss die Politik ohnehin Farbe bekennen.
Jürgen Sturm, Geschäftsführer von Neuss Marketing, betont, dass es entsprechende Vorgaben für die dann anstehende Ausschreibung geben müsse. „Wenn es gewollt ist, werden wir das aufnehmen“, sagt Sturm. „Es gibt ja durchaus Beispiele aus anderen Städten, in denen zum Beispiel Zigaretten- und Alkoholwerbung - abgesehen von Bier - bewusst ausgeschlossen wurde.“ Ein ähnliches Vorgehen sei auch für die Bordellwerbung in Neuss denkbar.