Ärger um Spielplatz am Tilsiter Weg
Anwohner würden auf dem heruntergekommenen Areal gern aktiv werden, doch sie scheitern an der Bürokratie.
Kaarst. Die Reste von dem, was irgendwann einmal eine Sitzbank war, ein schmuddelig wirkender Sandkasten und drumherum dichte, uneinsehbare Büsche: Der kleine Spielplatz am Tilsiter Weg, zwischen Oststraße und Danziger Straße, bietet ein wirklich trauriges Bild.
Kleine Kinder spielen dort schon lange nicht mehr. Stattdessen, sagen die Anwohner, schätzen Jugendliche das Plätzchen mittlerweile als Treffpunkt — zum unter sich sein und nicht gesehen werden. Der Müll, heißt es, bleibt häufig in den Büschen liegen. Der Eigentümergemeinschaft „Tilsiter Weg 11 bis 15“ tut dieser Anblick im Herzen weh. Bereits Anfang des Jahres, sagt Rudolf Mersch, habe er Kontakt zur Stadt und zur Politik aufgenommen — mit dem Angebot, die Parzelle 401, denn um die geht es, aus dem Eigentum der Stadt zu übernehmen und sich in Eigenregie um das keilförmige Grundstück zu kümmern. Seither steckt die Angelegenheit im Bürokratiedschungel fest.
Hans-Georg Schell, CDU-Ratsherr
„In der Öffentlichkeit wird doch ständig darum gebeten, dass man Dreckecken im Stadtgebiet angeht“, sagt Rudolf Mersch. „Und die Rasenfläche auf dem Grundstück hat unser Gärtner in der Vergangenheit ohnehin schon immer auf unsere Kosten mitgepflegt, obwohl es dazu keine Verpflichtung gab.“ Trotzdem gebe es bislang keinen konkreten Vorschlag zum Vorgehen von der Verwaltung. Stattdessen verstecke man sich hinter Zuständigkeiten — ein Verhalten, das auch CDU-Ratsherr Hans-Georg Schell wütend macht.
Der Spielplatz, der kein Spielplatz mehr ist, liegt in Schells Wahlkreis. Der Eigentümergemeinschaft hat der gelernte Betriebswirt seine Unterstützung versprochen. „Dieses Grundstück ist, so wie es jetzt ist, nicht nur für nichts mehr gut, sondern aus meiner Sicht für die Stadt auch nicht mehr veräußerbar, jedenfalls nicht zu den in Kaarst üblichen Grundstückspreisen“, sagt er. „Man könnte sogar einen Schritt weiter gehen und sagen: Es ist Gefahr in Verzug. Ostern musste die Polizei ausrücken, weil irgendjemand ein Osterfeuer im Sandkasten angezündet hat.“
Ob über eine Umwidmung auf die Eigentümergemeinschaft oder eine Übereignung gegen Zahlung eines symbolischen Preises — den Weg zu einer unkomplizierten Lösung sieht Schell als „überhaupt nicht kompliziert“ und „durchaus kurzfristig machbar“ an. „Alle zuständigen Gremien, vom Jugendhilfeausschuss bis zum Stadtrat, tagen noch in diesem Jahr“, sagt er. „Und in der Politik sind wir uns einig, dass der Trend in Sachen Kinderspielplätze in Kaarst eher zu weniger, dafür aber zu größeren, gut gepflegten und bestückten Spielflächen geht. Früher musste jeder noch so kleine Wohnkomplex einen eigenen Spielplatz haben, aber heute ist das nicht mehr so.“
Die Verwaltung, sagt Stadtsprecher Stephan Adams, kümmere sich um die Angelegenheit, habe derzeit aber andere Prioritäten. Kurzfristig umsetzbar sei allerdings eine sogenannte Pflegepatenschaft.