Allerheiligen: Es mangelt an der Infrastruktur

Der Ortsteil ist besonders bei jungen Familien beliebt und wächst stetig. Doch der Ausbau der Infrastruktur stockt. Einen Drogeriemarkt gibt es ebenso wenig wie einen Kinderarzt.

Foto: Lothar Berns

Allerheiligen. Für Kinder könnte es kaum schöner sein: Viele Gleichaltrige zum Spielen wohnen in der Nachbarschaft, gemeinsam können sie in den kommenden Jahren heranwachsen. Die Neubaugebiete haben Allerheiligen geprägt, der Stadtteil wächst und zieht vor allem junge Familien an. Rund 1100 Kinder in der Altersklasse bis zehn Jahre leben dort — und dennoch trübt die Infrastruktur die Stimmung im Ort.

„Die Weiterentwicklung des Einzelhandels im Zentrum von Allerheiligen stockt schon seit Jahren“, betont Anna Holze: „Es fehlt zum Beispiel ein Drogeriemarkt — und auch einen Kinderarzt gibt es in Allerheiligen nicht.“ Die Anwohnerin ist enttäuscht, schließlich würden Stadtverwaltung und Politik seit Langem betonen, dass sich im Ort etwas tun solle — und dieses Versprechen würde viele junge Familien gerade nach Allerheiligen locken. „Aber dann passiert einfach nichts, und das ist schwer verständlich“, meint Holze.

Pläne, wie es in Allerheiligen in Zukunft aussehen soll, gibt es in der Tat schon lange. Eine Kernüberlegung: In die ehemaligen Hallen der „Elek“-Fabrik soll der Aldi-Markt ziehen — mit Getränkemarkt und Tierfutterangebot soll eine neue, zentrale Anlaufstelle entstehen. Der leerstehende Aldi-Markt soll in Zukunft auch einen neuen Mieter bekommen: eine Drogeriekette. Darauf warten viele im Ort.

Wirtschaftsförderer Frank Wolters erklärt, dass Gespräche zwischen Stadt und Investoren bereits stattgefunden haben. Doch auch wenn diese Pläne bereits in der Schublade liegen — bis zur Umsetzung wird es wohl noch dauern. „Es gibt noch einige Hürden — zum Beispiel die Frage, ob ein Drogeriemarkt am jetzigen Aldi-Standort genehmigungsfähig ist“, sagt Wolters. Unter anderem müsse geklärt werden, wie sich eine solche Ansiedlung — gerade weil ein flächenmäßig vergleichsweise großer Drogeriemarkt entstehen würde — auf Konkurrenzstandorte auswirken würde.

Ein richtiger Dauerbrenner im Ort ist die kinderärztliche Versorgung. Allerdings gehört Allerheiligen bei der kinderärztlichen Versorgung bei der Bedarfsplanung zum zusammenhängenden Bereich Rhein-Kreis Neuss. Geplant wird nicht stadt- beziehungsweise ortsbezogen. „Maßgeblich ist bei den Kinderärzten — anders als bei den kleinräumiger geplanten Hausärzten — das Versorgungsniveau auf Kreisebene“, teilt Heiko Schmitz, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, mit.

Aktuell sind im Rhein-Kreis 31 Kinderärzte niedergelassen, mehr als die Hälfte davon in Neuss. „Rechnerisch ergibt dies einen kreisweiten, sehr guten Versorgungsgrad von über 144 Prozent“, erklärt Schmitz: „Sobald der Versorgungsgrad bei einer ärztlichen Fachgruppe 110 Prozent überschreitet, wird der Bereich für die jeweilige Arztgruppe gesperrt.“ Zusätzliche Ärzte dieser Fachrichtung können sich dort dann nicht mehr niederlassen.

Doch trotz formaler „Überversorgung“ — die lediglich eine statistische Größe ist — gibt es durchaus Möglichkeiten, einen Kinderarzt nach Allerheiligen zu locken. Erste Möglichkeit: Ein bereits im Rhein-Kreis Neuss niedergelassener Kinderarzt verlegt seinen Praxissitz und zieht nach Allerheiligen. Zweite Möglichkeit: Ein neuer Kinderarzt stellt beim Zulassungsausschuss der Ärzte und Krankenkassen einen Antrag auf Sonderbedarfszulassung für Allerheiligen. Es wird dann geprüft, ob der Bedarf tatsächlich besteht. Dritte Möglichkeit: eine Filialpraxis. Ein bereits niedergelassener Kinderarzt könnte eine „Zweig-Praxis“ im Ort eröffnen.