Amprion-Kauf: Kaarst bleibt gelassen
Der Netzbetreiber hat ein Grundstück in Meerbusch gekauft. Die Stadt geht weiter vom Konverter im Dreieck aus.
Kaarst. „Vollkommen unverändert“ — so sieht die Stadt Kaarst die derzeitige Lage um den Amprion-Stromkonverter, wie Pressesprecher Peter Böttner mitteilte. „Wir haben den Kauf der Fläche in Osterath zur Kenntnis genommen, für die Stadt Kaarst hat sich an der Ausgangssituation allerdings nichts geändert.“
Die Diskussion um die Stromumwandlungsanlage ist seit einiger Zeit bestimmendes Thema in Kaarst und nahm in dieser Woche eine Wendung. Der Netzbetreiber Amprion hatte ein Grundstück unweit von der bereits bestehenden Umspannanlage in Meerbusch-Osterath gekauft. Dies wurde als Indiz dafür wahrgenommen, die Stromumwandlungsanlage nun doch in Meerbusch zu bauen. Osterath wäre damit eine Alternative zu den bislang geprüften und diskutierten Standorten Kaarst und Gohr.
Joëlle Bouillon, Amprion-Sprecherin
Kurz darauf widerlegte das Unternehmen die Gerüchte: „Die Fläche wurde uns angeboten und als Reservefläche, ökologische Ausgleichsfläche oder für Tauschzwecke erworben“, erklärte Sprecherin Joëlle Bouillon. Nach Kenntnisstand der Stadt bleibt der Amprion-Plan bestehen, die Anlage, die Strom aus Kraftwerken in Gleichstrom umwandelt, auf der Dreiecksfläche zwischen Bahnschienen, A 57 und L 30 an der Stadtgrenze zu Meerbusch zu bauen. Aktuell plant die Bezirksregierung Düsseldorf dort noch Kiesabbau.
„Die Bezirksregierung hat deutlich gemacht, dass sie an ihrer Bewertung der Kiesflächen im Regionalplan festhalten wird“, erklärte Peter Böttner. „Für den Bau eines Konverters auf der Dreiecksfläche in Kaarst wäre planungsrechtlich ein Zielabweichungsverfahren notwendig. Dafür ist das Einvernehmen der Stadt Kaarst erforderlich.“ Derzeit läuft eine Prüfung der Standorte unter Einbezug neuer Aspekte.
Nach Angaben des Unternehmens könnte der Konverter grundsätzlich auch zehn Kilometer oder noch weiter entfernt vom Netzverknüpfungspunkt in Osterath entstehen. Der Wissenschaftler Lorenz Jarass erklärte vergangene Woche bei einem Vortrag in der Rathausgalerie, dass der Konverter überhaupt nicht erforderlich sei. Jarass gilt als Experte auf dem Gebiet: Mit seiner Frau Anna hat er zuletzt zu dem Thema „Integration von erneuerbarem Strom“ ein Buch veröffentlicht. Der Ingenieur sagte, der geplante Netzausbau diene dem Kohlestrom-Export und werde nicht für die erneuerbaren Energien benötigt. Diese Position vertritt auch Guido Otterbein, CDU-Ratsmitglied und Mitglied der Initiative „Kein Doppelkonverter in Kaarst und Neuss“. „Es kann durchaus sein, dass der Konverter hier unnötig ist. Daher kommt bei mir auch keine Freude über den Standort in Osterath auf — das wäre genauso schlecht“, sagt er. „Das Verhalten des Unternehmens hat mit gesellschaftlicher Verantwortung nichts zu tun. Stattdessen bemerken wir, dass sie in ihrem Handeln ausschließlich wirtschaftliche Interessen verfolgen.“