Meister NHV gewinnt hochklassiges Derby

Handball-Drittligist aus Neuss bezwingt den TSV Bayer mit 32:31. TVK verliert mit 27:30.

Foto: Zaunbrecher

Rhein-Kreis. Selten dürfte ein Verlierer nach einem Lokalduell so gefeiert worden sein wie der TSV Bayer Dormagen am Samstagabend von mehr als tausend der 1122 Zuschauer im Bayer-Sportcenter. „Wir sind der moralische Sieger“, sagte Handball-Geschäftsführer Björn Barthel nach der 31:32-Niederlage gegen den Neusser HV, der eine Woche nach seinem Titelgewinn in der Dritten Handball-Liga zur Pause bereits 18:11 geführt hatte und am Ende nur hauchdünn an seiner ersten Saisonniederlage vorbeischrammte.

Was Alexander Koke nach dem letzten Heimspiel unter seiner Regie zu dem Fazit brachte: „Mit dieser zweiten Halbzeit hat sich meine Mannschaft würdig von ihren Fans verabschiedet.“ Diese verabschiedeten nicht nur den Trainer, sondern gleich ein halbes Dutzend Spieler mit minutenlangem Beifall und bestätigten so, was der zur HG Saarlouis wechselnde Pascal Noll in seiner Abschiedsrede auf den Punkt brachte: „Hier macht das Handballspielen Spaß.“

Die Zufriedenheit auf Seiten des Siegers hielt sich dagegen in Grenzen. „Was die letzten 23 Minuten angeht, kann ich nur noch damit einverstanden sein, dass wir am Ende die nächsten Punkte eingefahren haben“, bilanzierte Trainer Ceven Klatt und machte Undiszipliniertheiten und das Gefühl, dass seine Schützlinge „im letzten Spieldrittel zu früh einen Gang herausgenommen“ hätten, dafür verantwortlich, dass die auf insgesamt gutem Niveau stehende Partie beinahe vollständig gekippt wäre zugunsten der Hausherren.

Dabei schien sich im ersten Durchgang eine Kopie des Hinspiels anzubahnen, das den Dormagenern nach einem 5:5-Zwischenstand (16.) mit dem 16:28 die höchste Saisonniederlage beschert hatte. Diesmal lag der TSV, der wie angekündigt auf seine drei Jugend-Nationalspieler verzichtete, nach 14 Minuten mit 7:5 in Front. Dann kippte das Spiel, „weil wir nicht mehr den Ball haben laufen lassen und zu viel Eins-gegen-eins gegangen sind“, analysierte Koke. Und so lassen sich die Neusser nicht ins Bockshorn jagen. Im Gegenteil: Weil sich die Gastgeber nun in — erfolglosen — Zweikämpfen aufrieben, der Gästeangriff durch die Hereinnahme von Alexander Oelze mehr Tempo und Beweglichkeit gewann, setzte sich der Meister binnen zwölf Minuten auf 15:9 und bis zur Pause auf 18:11 ab.

Nachdem aus TSV-Sicht beim 13:22 (37.) ein zweistelliges Debakel drohte, packten die Dormagener gegen nachlassende Neusser ihr Kämpferherz aus. Innerhalb von sechs Minuten hatten sie dank fünf Treffern in Folge aus einer scheinbar einseitigen Angelegenheit wieder ein spannendes Spiel (18:22, 43.) gemacht. Und als Ian Hüter nach 49 Minuten auf 23:25 verkürzte, war die Stimmung in der Halle auf dem Höhepunkt. Am Ende rettete aber vor allem das taktische Geschick des eingewechselten Felix Handschke den 28. Neusser Sieg im 29. Saisonspiel.

Wie gut, dass der TV Korschenbroich den Klassenerhalt in der Dritten Liga schon am drittletzten Spieltag unter Dach und Fach gebracht hatte. So konnte es sich das Team erlauben, bei der SG Schalksmühle-Halver eine 23:21-Führung noch in eine 27:30-Niederlage zu verspielen. „Wir haben uns hier ordentlich präsentiert. Schade, dass sich die Mannschaft für die gute Vorstellung nicht belohnen konnte,“ sagte TVK-Manager Kai Faltin.