André Greipel peilt Hattrick in Neuss an

Der Sprintstar, der die Tour de Neuss bereits zweimal gewinnen konnte, geht auch am kommenden Mittwoch wieder an den Start.

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Neuss. Die bangen Blicke gelten von nun an den letzten Etappen bis zur Zielankunft am Sonntagabend auf den Champs-Élysées in Paris: „Wir hoffen, dass alle ’unsere’ Fahrer durchkommen“, sagt Andreas Kappes mit Blick auf die hohe Ausfallquote bei der 104. Tour de France. Der Sportliche Leiter der Tour de Neuss, die am kommenden Mittwoch ihre 16. Auflage feiert, hat allen Grund, besorgt nach Frankreich zu schauen. Schließlich stehen gleich elf Fahrer auf seiner eigenen Starterliste, die derzeit noch im Nachbarland unterwegs sind. Auch Marcel Sieberg, der Bocholter im Team Lotto Soudal, der am Mittwoch zur 17. Etappe nicht mehr antrat und nach Hause flog. Magen- und Darmprobleme zwangen den 35-Jährigen zum zweiten Mal bei seinen insgesamt acht Tour-Teilnahmen zum vorzeitigen Ausstieg. „Bis Mittwoch ist er wieder fit“, sagt Kappes (51), der als Straßen- und Sechstageprofi selbst wenig zimperlich war, „wenn’s was Schlimmes wäre, hätte er schon abgesagt.“

So wird André Greipel am Sonntag auf den Champs-Élysées, wo er im vergangenen Jahr den Spurt der Schlussetappe gewann, auf seinen wichtigsten Helfer verzichten müssen. Drei Tage später in Neuss könnte er ihn wieder an seiner Seite haben. Denn der Sprintstar aus Hürth, der in seiner Karriere elf Etappen der Tour de France und sieben beim Giro d’Italia gewann und dreimal, zuletzt 2016, Deutscher Straßenmeister wurde, hat nach vierjähriger Pause den Organisatoren der Tour de Neuss wieder seine Zusage gegeben. „Das freut und ehrt uns zugleich“, sagt Stephan Hilgers, Vorsitzender des Neusser Radfahrervereins, der wie in jedem Jahr die Tour de Neuss mit kleiner Mannschaft auf die Beine stellt. Schließlich ist André Greipel, in der vergangenen Woche 35 Jahre alt geworden, der einzige, der den „Großen Preis der SKg Getränke“ zweimal gewinnen konnte: 2013 siegte er vor Christian Knees und Lokalmatador Joachim Tolles, 2011 setzte er sich im Spurt gegen Danilo Hondo und Gerald Ciolek durch.

Bei zeitweise heftigem Regen übrigens. Das, ist Barthel Winands überzeugt, soll am Mittwoch nicht passieren. „Die Wetterdienste sagen einen Mix aus Sonne und Wolken bei Temperaturen um die 23 Grad voraus“, weiß der zweite Vorsitzende des NRV. „Also ideale Bedingungen für Fahrer und Zuschauer.“ Er ist überzeugt, dass davon reichlich kommen werden. „Der Grand Départ der Tour de France und die zweite Etappe durch Neuss und den Rhein-Kreis haben das Interesse am Radsport noch einmal gesteigert.“

Von den 16 deutschen Profis, die auf dieser zweiten Etappe schon einmal über die Kaiser-Friedrich-Straße rollten, sollen am Mittwoch elf dort an der Startlinie stehen. Der Deutsche Straßenmeister Marcus Burghardt und sein Teamkollege Rüdiger Selig (Team Bora Hansgrohe), André Greipel und Marcel Sieberg (Team Lotto Soudal), Nikias Arndt (Team Sunweb), der 2015 und 2016 jeweils Platz zwei in Neuss belegte, Paul Martens und Robert Wagner (Team Lotto NL), Jasha Sütterlin (Team Movistar), Christian Knees (Team Sky), Neuss-Sieger von 2012 und als Helfer von Christopher Froome wohl der deutsche Fahrer mit der höchsten Fernsehpräsenz sowie die Tour de France-Debütanten Nils Politt und Rick Zabel (Katusha Alpecin).

Beide kennen den Rundkurs über Kaiser-Friedrich-Straße, Drususallee, Breite- und Kanalstraße aus ihrer Zeit als Jugendfahrer: Zabel (23), dessen Vater Erik 2003 die zweite Auflage der Tour de Neuss gewann, belegte vier Jahre später Rang zwei im Jugendrennen U 15, Politt (23) wurde 2011 Zweiter bei der U 19 hinter Nils Schomber. Der Neu-Neusser muss bei seinem Heimrennen passen, weil er mit dem Radnet Rose-Team bei der Polen-Rundfahrt unterwegs ist. Dafür schickt er als „Vertretung“ Henning Bommel, mit dem er im deutschen Bahnvierer Olympiafünfter in Rio wurde.

Trotzdem sind drei Neusser im knapp 50-köpfigen Fahrerfeld dabei. Sven Thurau (Cycle your life), vor zwei Jahren Vierter, der kürzlich nach Neuss gezogene Philipp Mamos und Dominik Bauer (beide Dauner Akkon Cycling Team). Der Überraschungssieger des Vorjahres hat sich gerade erst von den Folgen eines Pfeifferschen Drüsenfiebers erholt. „Um den Sieg kann er diesmal nicht mitfahren“, dämpft Bauers Trainer Hans-Peter Nilges die Erwartungen. „Aber vielleicht kann er ja seinen Teamkollegen helfen.“