Baseballschläger-Attacke auf Auto

Großeinsatz der Polizei: Auf der Gladbacher Straße schlugen mehrere Personen auf das Auto eines 34-Jährigen ein. Er wurde verletzt.

Foto: Daniel Bothe

Nordstadt. Am Morgen danach herrscht Gesprächsbedarf bei Anwohnern der Gladbacher Straße. Vielen von ihnen sitzt der Schreck noch immer tief in den Gliedern. Schließlich sorgte ein eskalierter Streit am Dienstagabend für einen großen Polizeieinsatz vor ihren Haustüren. Die Polizei geht aktuell davon aus, dass es sich bei den Parteien um zwei Familien handelt, schließt jedoch nicht aus, dass auch untereinander verwandtschaftliche Verhältnisse bestehen. „Es wurden zumindest unterschiedliche Namen aufgenommen“, sagt Polizeisprecherin Daniela Dässel.

Gegen 21.45 Uhr wurden die Beamten in die Nordstadt gerufen, weil mehrere Personen auf der Gladbacher Straße mit Baseballschlägern auf ein Auto eines 34 Jahre alten Krefelders einschlugen. Wenig später wurde er leicht verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Wie die Polizei bestätigte, soll es sich bei den Verdächtigen um Sinti und Roma handeln.

Ein Anwohner, der namentlich nicht genannt werden möchte, ging — kurz nachdem er „knallende Geräusche“ gehört hatte — an seine Haustür, um zu schauen, was vor sich geht. „Rufen Sie die Polizei, ich bin gerade überfallen worden“, soll ihm der Fahrer des demolierten Wagens zugerufen haben. Zuvor entfernte er sich laut Zeugenangaben mit hohem Tempo von dem Haus, vor dem sein Auto demoliert worden war. Mutmaßlich ist der Mann nur rund 100 Meter weit gekommen, weil einer seiner Vorderreifen einen Platten hatte. Zu den Hintergründen, warum der Streit ausuferte, konnte die Polizei gestern keine Angaben machen. Eine Beobachtung des Anwohners: „In dem Haus ist es immer sehr laut. Vor allem im Sommer, wenn sie draußen Feste feiern. Dann parken auch immer viele Autos auf dem Bürgersteig.“

Eine weitere Anwohnerin hat die Tat zwar nicht mitbekommen, weil sie schlief. Nachbarn hatten ihr am nächsten Tag aber davon berichtet: „Dass hier so etwas passiert, weckt ein mulmiges Gefühl in mir.“ Aufgrund diverser Erfahrungswerte richtete die Polizei kurz nach der Tat Straßenkontrollen ein.

Schließlich sei damit zu rechnen gewesen, dass Angehörige des Krefelders zu seiner Unterstützung nach Neuss kommen würden. Um einer Eskalation vorzubeugen, wurden Polizeikräfte aus umliegenden Behörden zusammengezogen. Im Stadtgebiet waren insgesamt 15 Streifenwagenbesatzungen eingesetzt. Tatsächlich kamen Familienmitglieder des Krefelders ins Krankenhaus, in dem er behandelt werden musste. Die Polizei stellte ihre Personalien fest und forderte sie auf, die Stadt zu verlassen. Der Einsatz lief bis in die Nachtstunden — ohne weitere Zwischenfälle.

Streit innerhalb beziehungsweise zwischen Großfamilien ist für die Neusser Polizei nichts Neues. Erst im August 2016 hatten sich rund 25 Menschen in der Hafenstraße geprügelt, ein Mann soll dabei sogar in die Luft geschossen haben. Die Polizei identifizierte damals eine in die Brüche gegangene Beziehung als Grund für den Streit. Die Familien der beiden Ex-Partner hatten sich dann in Neuss getroffen.

Hat Neuss also ein Problem mit gewaltbereiten Großfamilien? Landrat Hans-Jürgen Petrauschke verneint. „Darauf haben wir keinen besonderen Augenmerk, aber natürlich wird man die verdächtigen Personen betrachten und mit ihnen Gespräche führen“, sagt der Leiter der Kreispolizei.

Richter Heiner Cöllen bestätigt: „Aus Neusser Großfamilien heraus wird zwar immer mal wieder die eine oder andere Straftat begangen, aber nicht in dieser Kollektivform.“