Trotz Neubauten gibt es zu wenig Kita-Plätze in Kaarst
Jugendhilfeausschuss beschließt, eine weitere Einrichtung mit vier Gruppen einzurichten.
Kaarst. Zwei neue Kindergärten hat die Stadt in Planung. Doch die Plätze werden trotzdem nicht reichen — auch wenn die Kindertagesstätten Am Hoverkamp und Erftstraße mit eingerechnet sind. Denn der Bedarf ist noch größer als gedacht. Der Jugendhilfeausschuss beschloss deshalb jetzt als Konsequenz aus der von der Verwaltung vorgelegten aktuellen Bedarfsplanung eine weitere viergruppige Einrichtung zu planen und zwar entweder für Büttgen oder für Vorst. Der Beschluss ist eine Empfehlung an den Rat. Der wiederum soll den Planungsausschuss beauftragen, geeignete Grundstücke zu benennen. Die Kindergärten in Kaarst sind so beliebt, dass die Bedarfswerte nach oben korrigiert werden mussten. Bislang war davon ausgegangen worden, dass 20 Prozent der Einjährigen in einer Kita angemeldet werden — jetzt wurde diese Quote auf 25 Prozent erhöht.
In absoluten Zahlen ausgedrückt, veränderte sich das Anmeldeverhalten von Eltern mit einem einjährigen Kind so: Wurden in den beiden vergangenen Jahren 80 Kinder in dieser Altersklasse angemeldet, stieg die Zahl um 42 auf aktuell 122 Einjährige — so viel wie nie zuvor. Auch die Zahl der angemeldeten Kinder, die eine Behinderung haben, ist gestiegen. Durch den erhöhten Betreuungsbedarf werden für diese Kinder jeweils zwei Plätze berechnet. „Es werden in allen Altersgruppen mehr Kinder angemeldet“, gab Jugenddezernent Sebastian Semmler zu verstehen. Er weiß, dass jetzt alles sehr schnell gehen muss. Vor dem Hintergrund, dass die Zahl der behinderten Kinder in den Regelkindergärten zunimmt, mag es verwundern, dass sich für die geplanten Kindertagesstätten Hoverkamp und Erftstraße in Kaarst nicht die Lebenshilfe als Trägerin hatte durchsetzen können. Der Ausschuss beschloss jetzt, für beide Einrichtungen die Trägerschaft an das Deutsche Rote Kreuz der Stadt Neuss zu vergeben. Am Hoverkamp steht seit mehr als einem Jahr ein aus Fertigbauteilen bestehender Container, der eigentlich für die Unterbringung von Flüchtlingen gedacht gewesen war. Er muss jetzt noch schnell umgerüstet werden, damit er als Kindertagesstätte taugt — mit entsprechenden Sanitäranlagen und Türen mit Klemmschutz. Die Einrichtung soll bereits nach den Sommerferien in Betrieb gehen. Dort soll es dann eine Gruppe für Kinder von zwei bis sechs Jahren und eine weitere für Kinder ab drei Jahren geben.
An der Erftstraße wird eine viergruppige Einrichtung benötigt, die zum 1. August nächsten Jahres an den Start gehen soll. Der Haupt-, Wirtschafts- und Finanzausschuss (HWFA) soll in seiner heutigen Sitzung entscheiden, wer diese Kindertagesstätte errichtet: entweder die Stadt als Bauherrin oder einer der beiden Investoren, die jeweils ein Angebot abgegeben haben. Jugenddezernent Sebastian Semmler würde den Auftrag lieber an einen der Investoren vergeben. Zu den Gründen sagte Semmler: „Im Baudezernat der Stadt gibt es kaum noch freie personelle Kapazitäten, um noch ein weiteres Projekt zu betreuen.“