Bauen am Haus mit dem Schiffsbug
In vier Monaten können die Mieter in das Kopfgebäude einziehen.
Neuss. Platz zwischen der Gebäudefassade und der Batteriestraße gibt es eigentlich überhaupt nicht, und auch hin zum Hafenbecken wird es eng, wenn ein Lkw durchfährt. „Kein Problem“, sagt Bauleiter Ulrich Hochgürtel, „es funktioniert.“
Auf der dritten Etage wird in den nächsten Tag ein 15 Quadratmeter großes Fenster eingesetzt; leicht nach außen hin gekippt, entsprechend des überkragenden Gebäudeteils, der dem Haus die Anmutung eines Schiffsbugs geben soll. Hochgürtel wiederholt sich. „Schwierig, aber kein Problem.“
Und so weiter. Die Baustelle an der Batteriestraße ist mit Schwierigkeiten gespickt, Architektur, Logistik, Statik verlangen den Männern auf dem Bau einiges ab. Hochgürtel aber kennt ein wirkliches Problemfeld: den Zeitdruck. Am 15. November ist Schlüsselübergabe.
Am Hafenbecken 1 entsteht das Kopfgebäude nach den Plänen des Architekturbüros Ingenhoven & Ingenhoven. Lange hatte die Stadt vergeblich versucht, Investoren dafür zu finden. Nun ist die Stadthafen GmbH, eine rein städtische Tochter, Bauherrin für das 4,3 Millionen teure Projekt.
Die Stadt steuert die Fußgängerbrücke bei, die vom Gelände der Münsterschule auf die erste Etage des Gebäudes führt. Am 25. August wird die Brücke — in einem Stück — als Sondertransport nach Neuss gebracht, um 22 Uhr soll sie innerhalb einer Stunde eingesetzt werden.
Im Haus werden die Räumlichkeiten für Arztpraxen und Anwaltskanzlei, Wirtschaftsprüfer und Stadtwerke vorbereitet. Schon jetzt ist deutlich, welch großartige Ausblicke es vor allem von ganz oben, wo die Anwaltskanzlei einziehen wird, geben wird — ob Quirinus von der Kirchenkuppel grüßt oder der Hafen seine Dimensionen zeigt.
Die Technik verschwindet im Hohlboden, noch sind dicke Kabelstränge zu sehen. Seit Diebe hier Kabel im Wert von 15 000 Euro haben mitgehen lassen, wird die Baustelle videoüberwacht.
Noch vier Monate bleiben allen Beteiligten bis zum Abschluss. Oder fast: Eine Maßnahme musste man vorziehen, sagt Hochgürtel. Auf dem Dach, später nur zugänglich für den Dachdecker, wird zum 24. August der Fahnenmast stehen. Dann will Stadthafen-Geschäftsführer Klaus Harnischmacher selbst am Schützenfest-Samstag die Fahne aufziehen.