Bauverein erzielt Rekordgewinn
Trotz der guten Bilanz verzichtet die Stadt als Großaktionär auf die Dividende von mehr als einer Million Euro. Stattdessen soll in günstigen Wohnraum investiert werden.
Neuss. Die Schwerpunktverlagerung in der Wohnungsmarktpolitik des Unternehmens, die mit hohen Sanierungskosten verbundene Brandstiftung in einem Neubau an der Hülchrather Straße oder die — schon wieder eingestellten — staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen den Vorstand haben in den Bilanzen des Neusser Bauvereins keine Spuren hinterlassen. Im Gegenteil. Die Neusser Bauverein AG konnte im Geschäftsjahr 2017 ihren Jahresüberschuss noch einmal auf den Rekordwert von 2,309 Millionen Euro steigern.
Die Aktionäre gehen trotzdem leer aus. „Die Liquidität bleibt im Unternehmen“, betont Bürgermeister Reiner Breuer als Aufsichtsratsvorsitzender. Die Stadt, die 372 000 Aktien an dieser kommunalen AG hält, verzichtet zum wiederholten Mal auf die Ausschüttung von rund 1,090 Millionen Euro an Dividende, die die Politik besser in die Schaffung von neuen (und bezahlbaren) Wohnungen investiert sehen möchte. Dieser Verzicht trifft auch die Kleinaktionäre, denen für insgesamt 684 Namens-Aktien eine Gewinnbeteiligung in Höhe von insgesamt 2400 Euro zustehen würde. Begründung: Sobald der Bauverein Geld ausschüttet, wird Körperschaftssteuer in Höhe von rund 500 000 Euro fällig. Auch wenn nur die Kleinanleger bedient werden. Sie sollen stattdessen zu Exkursionen eingeladen werden, die an einer Theke enden können. Die Dividende — als Tellergericht.
Der Überschuss in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro, der zu mehr als der Hälfte ohnehin in die Rücklage des Unternehmens geflossen wäre, stärkt das Eigenkapital. Dass die Eigenkapitalquote trotzdem auf elf Prozent sinkt, hängt mit der enormen Bilanzsumme zusammen, die aufgrund von 60 Millionen Euro, die im Vorjahr in Neubau, Modernisierung und Instandhaltung investiert wurden, auf über 471 Millionen gestiegen ist.
Und der Trend wird anhalten. „Mit unseren aktuellen Projekten investieren wir in den kommenden Jahren rund 500 Millionen Euro in Neuss“, sagt der Vorstandsvorsitzende Frank Lubig mit Blick auf das Bauprogramm. Demnach befanden sich zum Stichtag 31. Dezember 2017 genau 1126 neue Wohnungen in Bau oder Planung. Darüber hinaus seien 225 Reihenhäuser, Doppelhaushälften oder Eigentumswohnungen, die der Bauverein als Bauträger errichtet und verkauft, in der Planung.
2017 wurde geprägt von der Umsetzung des preisgekrönten Entwurfs für ein Neubauquartier an der Hülchrather Straße in Weckhoven. 60 Mietwohnungen sind fertig, bis zum Jahresende werden alle 198 bezugsfertig sein. Ein zweiter Schwerpunkt 2017 war der Bau eines Mehrfamilienhauses an der Wolberostraße mit 31 Wohnungen, die aktuell bezogen werden.
Darüber hinaus wurde weiter an der Vorbereitung des größten Vorhabens der über 125-jährigen Firmengeschichte gearbeitet: der Entwicklung der Fläche des ehemaligen Alexianer-Krankenhauses an der Nordkanalallee. Die ersten Gebäude — wie der ehemalige Wirtschaftshof des Klosters — wurden abgerissen und für vier der geplanten Baufelder Architekturwettbewerbe durchgeführt. Und im September geht es richtig los. Dann beginnt der Bau von fünf Mehrfamilienhäusern mit 59 barrierefreien und bezahlbaren Wohnungen. Ein Initalprojekt für den neuen Stadtteil.
Auf dem benachbarten Areal der ehemaligen Sauerkrautfabrik Leuchtenberg rollen noch in diesem Jahr die Abrissbagger an, damit dort ab dem kommenden Jahr 154 Wohnungen errichtet werden. Zudem beginnt im Oktober die Erschließung des Neubauviertels an der Nievenheimer Straße in Norf. 160 Wohnungen sind geplant — aber los geht es mit dem lange gewünschten Seniorenheim.