Bayers Abwehr legt den Grundstein zum Sieg

Handball-Drittligist aus Dormagen schlägt SG Menden vor 823 Zuschauern mit 35:26.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Dormagen. Egal, wie das letzte Hinrundenspiel am kommenden Samstag (17 Uhr) bei der Bundesliga-Reserve des VfL Gummersbach endet, der TSV Bayer Dormagen geht auf jeden Fall als Tabellenzweiter in die für ihn bis zum 19. Januar dauernde Winterpause der Dritten Handball-Liga West. Dafür sorgte ein zwar 40 Minuten lang umkämpfter, letztlich aber ungefährdeter 35:26 (19:15)-Sieg über den als Favoritenschreck angereisten Neuling SG Menden Sauerland Wölfe.

Die sechzig durchaus unterhaltsamen Minuten vor der erneut dünnen Kulisse von 823 Zuschauern förderten dabei eine Erkenntnis zutage, die so neu wiederum nicht ist: Wenn sie sich konzentrieren und in allen Mannschaftsteilen ihr Leistungsvermögen abrufen, dann sind die Dormagener allen Konkurrenten in ihrer Liga überlegen oder zumindest ebenbürtig.

Warum trotzdem nicht der TSV, sondern der TuS Ferndorf verlustpunktfrei die Tabelle anführt, hat einen einfachen Grund: Alle diese Komponenten kommen zu selten zusammen. Am Freitagabend klappte es zumindest eine Viertelstunde lang. Da zogen die Hausherren gegen die angriffsstarken Wölfe von 21:19 auf 29:20 davon. „Bis dahin waren wir auf Schlagdistanz, hätten vielleicht sogar in Führung gehen können“, sagte SG-Trainer Sascha Simec, „danach war es dann die ,Mission impossible’, die wir eigentlich erwartet hatten.“

Den Zahn zog den Gästen Matthias Broy. Bis dahin hatten er und der nach 23 Minuten ausgewechselte Janis Boieck jeweils nur einen Ball zu fassen gekriegt. Dann „weckte“ ein abgewehrter Siebenmeter die nominelle Nummer drei unter den Dormagener Torhütern auf: Binnen zehn Minuten hielt er sechs weitere Würfe und lieferte seinen Vorderleuten damit die Möglichkeit, sich vorentscheidend auf 29:20 (48.) abzusetzen.

So vorentscheidend, dass Trainer Ulli Kriebel sich erlauben konnte, für den Rest der Begegnung seinen „zweiten Anzug“ aufs Parkett zu schicken. Selbst Jonathan Benninghaus (geb. Eisenkrätzer) durfte in seinem Abschiedsspiel ran — und erzielte prompt zwei Tore. Vielleicht ist der 27-Jährige, der zuvor meist nur auf der Tribüne gesessen hatte, der falsche Rückraumspieler, den die Dormagener mitten in der Saison zum Oberligisten HSG Refrath/Hand ziehen lassen — sein Kurzauftritt war jedenfalls um einiges überzeugender als der des gleichfalls in der Schlussphase eingewechselten Nuno Carvalhaes. Und: Als Mitarbeiter im städtischen Presseamt ist Benninghaus in Dormagen heimisch — der Portugiese hingegen auch nach vier Monaten immer noch nicht in seiner Wahlheimat angekommen.

Sei’s drum. Ihr Soll erfüllten die Dormagener, angeführt von einem überragenden Lukas Stutzke (neun Tore), auch so. In den Augen von Kriebel — „wir hätten sogar noch höher gewinnen können“ — wurde der Grundstein dazu in der Abwehr gelegt. „Wir sind jetzt in der Lage, drei verschiedene Deckungssysteme zu spielen“, stellte der Dormagener Trainer mit einiger Befriedigung fest: „Das macht es für jeden Gegner schwer, wenn wir so variantenreich auftreten.“

Ob das als Kampfansage an den um fünf Punkte enteilten Tabellenführer zu verstehen ist, wird sich zeigen. „Wenn wir in Gummersbach gewinnen, haben wir uns erst einmal ein Polster nach hinten verschafft“, sagte Bayers Handball-Geschäftsführer Björn Barthel.