Beim Abschied wird es emotional

Walter Pesch beerbt Heiner Sandmann als Oberst. Letzterer blickt mit Stolz auf seine lange Amtszeit.

Neuss. Die Neusser Schützen haben seit Samstagabend, 20.06 Uhr, einen neuen Oberst. Walter Pesch (51) tritt die Nachfolge des aus freien Stücken nicht mehr zur Wiederwahl angetretenen Heiner Sandmann (63) an. Pesch ist damit der 17. Oberst in der Geschichte des 1823 aus der Taufe gehobenen Neusser Bürger-Schützen-Vereins. Als Adjutant steht ihm Ben Dahlmann (31) zur Seite. „Bei aller Freude und allem Glück bin ich mir sehr bewusst, welche große Aufgabe ich mit diesem Amt übernommen habe“, betonte Walter Pesch. In seiner Antrittsrede erinnerte er an Vorgänger im Amt des Oberst, die ihn geprägt haben: Hans Schiefer, Josef Bringmann und Heiner Sandmann, der am Samstagabend auch noch einmal das Wort auf großer Schützen-Bühne ergriff. Und dabei galt: Viel emotionaler geht es nicht.

Heiner Sandmann, Ex-Oberst

Als Heiner Sandmann beim Oberstehrenabend zu seiner Abschiedsrede ans Mikrofon trat, wurde es in der Stadthalle ganz still. Mit bewegenden Worten sprach er über seine 15 Jahre als Oberst. Im vergangene Jahr kündigte er bereits an, nicht noch einmal zur Wiederwahl anzutreten. Doch nun war der Moment gekommen, und manchmal bebte Sandmanns Stimme, während er vorn am Rednerpult stand.

Der aus Norddeutschland stammende Neusser Vollblutschütze rühmte die „ungeheure Integrationskraft“ des Schützenwesens, die sich „gegenüber jedem entfaltet, der sich integrieren möchte“; er sprach über Rück- und Zusammenhalt im „schönsten Regiment der Welt“, auch in schweren Zeiten. „Für mich geht einer der eindrucksvollsten Abschnitte meines Lebens zu Ende“, betonte Sandmann. Es war eine Gänsehautrede, bei der mancher im Saal schlucken musste. Kein Wunder, dass Schützenpräsident Thomas Nickel im Anschluss erklärte: „Es tut uns allen ganz gut, wenn wir jetzt erst mal ein Lied singen, um runterzukommen.“

Ihre Wertschätzung drückten die Schützen ihrem Ex-Oberst, dessen Amtszeit laut Satzung am Freitagabend endete, und seinem Adjutanten Volker Schmidtke gleich mehrfach aus. Sandmann wurde zum Ehrenmitglied mit dem Titel Ehrenoberst ernannt, Schmidtke zum Regimentsehrenadjutanten. Dem Ehrenabend folgte das Heimgeleit mit anschließendem Großen Zapfenstreich. Sandmann hatte sich drei persönliche Musikstücke gewünscht: den Klassiker „Mr. Sandman“ sowie die Udo-Lindenberg-Stücke „Ich mach mein Ding“ und „Durch die schweren Zeiten“.

Nach dem Abschied ging der Blick nach vorn. Der neue Oberst Walter Pesch hatte zum Mitternachtsempfang geladen, unter den zahlreichen Gästen war unter anderem Heiner Koch, Erzbischof von Berlin.