Brustkrebs: Chefarzt berät Partner
Das Johanna-Etienne-Krankenhaus bietet regelmäßig Info-Abende für Männer von Brustkrebspatientinnen an.
Neuss. Die Diagnose Brustkrebs ist ein Schock — insbesondere für die betroffenen Frauen, aber auch für deren Partner. Das weiß auch Professor Matthias Korell, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am Johanna-Etienne-Krankenhaus und bietet einmal pro Quartal „Männerabende“ für die Partner von Brustkrebspatientinnen an: „Da kann jeder Mann alles ansprechen, was er sich vielleicht gegenüber der Partnerin nicht zu sagen traut, oder weil er befürchtet, sie zu verunsichern.“
Peter Klömpges aus Meerbusch und Ingo Dietze aus Kaarst waren bereits bei einem dieser Abende zu Gast. Die Information dazu geht aus der Mappe mit OP-Bericht, Therapieplan und medizinischen Informationen hervor, die jede Krebspatientin nach der Diagnose erhält.
Matthias Korell, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am Johanna-Etienne-Krankenhaus
Nachdem er von der Erkrankung seiner Frau erfahren hatte, habe er keine Sekunde gezögert, sondern sich sofort angemeldet, erzählt der 69-jährige Dietze. Anders war es bei Peter Klömpges: „Mein erster Gedanke war: Was soll der Mist?“ Trotzdem ging der 77-Jährige hin und erzählt letztlich begeistert: „Das war super. Dieser Abend hat mir unglaublich viel gebracht.“ Denn er habe nicht nur etliches erfahren über die Erkrankung, deren Behandlung und mögliche Nebenwirkungen, sondern auch über typische Verhaltensmuster von Mann und Frau nach der Krebsdiagnose.
Korell bietet diese Partnerabende schon seit einigen Jahren an. „Männer funktionieren anders als Frauen“, erklärt er. Sie gehen lösungsorientiert an Probleme heran. „Doch bei Krebs funktioniert das nicht.“ Rat- und Hilflosigkeit seien oft die Folge. „Männer können besser mit dieser Diagnose umgehen, wenn sie möglichst alles verstehen“, so Korell.
Deshalb werde in vertrauensvoller Atmosphäre nicht nur über die rein therapeutischen Maßnahmen, sondern auch psychischen Aspekte bei Brustkrebs gesprochen. Doppeldeutige Botschaften der betroffenen Frau von „Bleib bei mir“ bis „Lass mich in Ruhe“ seien vollkommen normal, irritierten aber manchen Partner, sagt Korell, der auch Psychoonkologe ist. „Nach einer Krebsdiagnose ist nichts mehr, wie es war. Die zehn wichtigsten Dinge vorher und nachher sind vollkommen andere“, so Korell und fügt humorvoll hinzu: „Staubwischen ist danach nicht mehr dabei.“ Eine Krebsdiagnose sei ein großer Schock für Paare — insbesondere wenn kleine Kinder da sind, so Korell. „Aber oftmals schweißt sie Paare auch zusammen und intensiviert die Beziehung.“
Ähnliche Erfahrung machen auch Dietze und Klömpges. Sie und ihre Frauen gehen offen mit der Erkrankung um, zudem wollen sie ihren Partnerinnen wichtige Stütze sein. Deshalb versuchen sie auch, einen wichtigen Ratschlag vom Partnerabend zu befolgen: Den Frauen keine Ratschläge geben. „Ich habe manchen Fehler in gutem Willen gemacht“, weiß Dietze seitdem. „Beim Partnerabend habe ich etliches gelernt und kann das nur jedem betroffenen Mann empfehlen.“
Das Johanna-Etienne-Krankenhaus behandelt pro Jahr etwa 300 Mamma-Karzinome. „Doch nur etwa zehn Prozent der Männer kommen zum Partnerabend“, bedauert Korell. Unverständlich für Ingo Dietze und Peter Klömpges. Denn es sei schon ein schwerer Weg als Paar nach der Krebsdiagnose, sagen beide. Der Partnerabend habe aber aufgezeigt, wie eine gute Mischung aus Gelassenheit, Mutmachen, liebevollen Umsorgens und Verständnis für die gegenseitigen Ängste möglich ist.