Chefs der Neuss—Düsseldorfer Häfen gehen beide von Bord

Ein dringend benötigter Nachfolger ist derzeit noch nicht gefunden.

Foto: Woitschützke

Neuss. Für Ulrich Gross (64) und Rainer Schäfer (63) ist Schicht. Mit Datum 30. April läuft ihr Vertrag als Geschäftsführer der Neuss-Düsseldorfer Häfen aus. Schäfer wollte nicht verlängern, Gross erhielt auf sein Angebot zum Weitermachen bis heute keinerlei Rückmeldung. Unglücklich nennt Schäfer die daraus entstandene Situation, denn ein Nachfolger muss dringend her.

Hinter den Kulissen laufen schon die Gespräche. Auf die Tagesordnung des Aufsichtsrates kommt die Personalfrage am 15. Februar. Spricht der eine Empfehlung aus, wäre es Sache der Gesellschafterversammlung, den Geschäftsführer zu bestellen. Aus den Gremien des Logistik-Riesen, der im Verbund mit dem Hafen Köln zur Nummer zwei unter Deutschlands Binnenhäfen aufgestiegen ist, wird kolportiert, dass sich die Suche vor allem auf einen Mann konzentriert, der schon einmal als Justiziar bei den NDH war und in der Region verwurzelt geblieben ist. „Ein Top-Mann“, sagt Gross. „Eine extrem logische Personalie“, hört man aus dem Aufsichtsrat.

Für die Lösung spräche, dass dieser Kandidat weder der Düsseldorfer noch der Neusser Seite zuzuordnen ist. Das könnte einem Streit über ein mögliches Vorschlagsrecht die Spitze nehmen. Als vor 14 Jahren auf die Verschmelzung des Hafens der Stadtwerke Düsseldorf mit dem Hafenamt der Stadt Neuss angestoßen wurde, war das noch anders. Rainer Schäfer segelte auf dem Düsseldorf-Ticket, der Hamburger Ulrich Gross kam auf Betreiben der Neusser Seite in die NDH-Doppelspitze. Der parteilose Gross wurde auch von der Neusser SPD kritisch beäugt — und von den Genossen nicht mitgewählt. Doch selbst die nennen ihn heute ein „Paradebeispiel für Überparteilichkeit“.

Die neue NDH wird nur noch einen Geschäftsführer haben, weil das Unternehmen inzwischen wie eine Holding aufgestellt ist und das operative Geschäft an „Rhein-Cargo“ delegiert hat, die gemeinsame Tochter von NDH und der Häfen und Güterverkehr Köln AG (NGK). Dieses Unternehmen schloss das letzte Geschäftsjahr positiv ab, sodass alle Überlegungen vonseiten der NDH, aus der Rhein-Cargo auszusteigen, verstummt sind.

Mit Schäfer und Gross steigen nun die beiden Väter eines beispiellosen Erfolges aus. Sie übernahmen ihr Amt mit der Maßgabe mit den NDH innerhalb von fünf Jahren die schwarze Null zu erreichen. Doch die Entwicklung des entfesselten „Amtes“ verlief unerwartet stürmisch. Fast jedes Jahr erreichten Umschlagsmengen und Güterverkehr zweistellige Zuwachsraten — und die Häfen mehrten den Gewinn ihrer Gesellschafter. Und so wollen beide offenbar in Erinnerung bleiben. Für das Geschäftsjahr 2017, sagt Gross, wird nach derzeitigem Stand ein Rekordgewinn von 38 Millionen Euro ausgeschüttet. „Und ich tue alles dafür“, sagt Gross, „dass es bis zu unserem Ausscheiden im Mai 40 werden.“ Topleistung bis zuletzt — für ihn eine Ehrensache.