Das Taschenuhr-Rätsel ist gelöst
Älteste Bisamapfeluhr in einem Neusser Labor.
Neuss. Die älteste Taschenuhr ist weltbekannt. Es ist die sogenannte Bisamapfeluhr, die der Uhrmacher Peter Henlein im Jahr 1505 in Nürnberg gefertigt hat. Über Umwege landete sie 1987 auf einem Flohmarkt in London, wo sie ein Uhrmacherlehrling für wenige Pfund erwarb. Nun ist sie in Neuss.
Das hiesige TPW-Prüfzentrum, das auf die technische Prüfung metallischer Werkstoffe spezialisiert ist, bekam einen Sonderauftrag. Die Mitarbeiter beschäftigten sich in der letzten Zeit eingehend mit dieser wissenschaftlichen Sensation: Die Uhr ist 92 Gramm schwer und weist einen Durchmesser von 4,5 Zentimetern auf. Weltweit gibt es nach Angaben des jetzigen Besitzers nur noch ein weiteres Exemplar einer Bisamapfeluhr mit Uhrwerk. Diese befindet sich im „Walthers Art Museum“ in Baltimore, USA.
Bisamäpfel wurden im Mittelalter zu Hygienezwecken als runde Parfümbehälter wie ein Accessoire getragen. Peter Henlein kam als erster auf die Idee, ein Uhrwerk in solch einen „Riechapfel“ einzubauen. Vermutete Geheimsignaturen gaben den Wissenschaftlern Rätsel auf. Im TPW-Prüfzentrum wurde nun bestätigt, wovon der jetzige Uhrenbesitzer schon lange überzeugt war: Unzählige winzige Signaturen befinden sich in Werks- und Gehäuseteilen der Bisamapfeluhr. Mit den Initialen „PH“ (für Peter Henlein) und „PHN“ (Peter Henlein Nürnberg) hat sich der Uhrmacher im Jahr 1505 selbst auf seiner Erfindung verewigt. Die nun entdeckten Gravuren sind teilweise weniger als 0,05 Millimeter groß.
Das Neusser Labor für Werkstoffprüfung an der Xantener Straße setzte dafür eine 3D-Computertomographie ein. Das Verfahren ermöglicht es, dreidimensionale Abbilder von Objekten zu rekonstruieren. Die Gegenstände können dabei bis um das 200-Fache vergrößert und am Computer in alle Einzelteile zerlegt werden. In Neuss wird das System „phoenix nanotom m“ verwendet.
Hermann Griep, Uhrmachermeister und leidenschaftlicher Sammler, ist sich nach Begutachtung der Uhr sicher: „Da ist nichts dran gebastelt. Als Uhrmacher mit etwas Berufserfahrung weiß man, ob so ein Gegenstand echt ist.” In Neuss wurde damit ein Beitrag zur Technikgeschichte geleistet.