Misshandlungen auch in Neuss?
Ministerium lässt Polizeidaten zum „Alex“ prüfen.
Neuss. Die Nachricht des Landes-Innenministeriums, das zurzeit Misshandlungsvorwürfe in Flüchtlingsheimen des Landes untersucht, kam überraschend: Auch Neuss steht auf der Liste der zu kontrollierenden Einrichtungen. Bislang galt die Notunterkunft im früheren „Alex“ als vorbildlich. Ob sich an dieser Einschätzung etwas ändern muss, steht nach Auskunft des Landeskriminalamtes (LKA), das mit den Ermittlungen beauftragt ist, auch noch nicht fest.
„Wir haben von den einzelnen Polizeibehörden alle Datensätze mit strafrechtlich relevanten Sachverhalten in den Flüchtlingsheimen angefordert“, teilte am Donnerstag ein LKA-Sprecher mit. Nun müsse analysiert werden, ob die Vorfälle mit dem Skandal um ungeeignete Sicherheitskräfte zu tun hätten.
Nach Informationen unserer Zeitung sollen aus Neuss drei Fälle vorliegen. Nur zu einem sei auch eine Anzeige wegen Körperverletzung erstattet worden — gegen einen Sicherheitsbeamten, der bislang polizeilich nicht aufgefallen sei. In einem weiteren Fall sollen drei Bewohner untereinander in Streit geraten sein, welcher wiederum zu einem Polizeieinsatz — ohne Strafantrag — geführt habe.
Im dritten Fall müsse erst noch geprüft werden, ob es einer sei. Hier sei ein Bewohner mit einer Verletzung zum Arzt gebracht worden, von der er angab, sie sich selbst zugezogen zu haben. Von anderer Seite sei aber nach Aufdecken des Skandals der Verdacht geäußert worden, dass den Bewohner jemand verletzt haben könnte.
Der Staatsanwaltschaft liegen noch nicht alle Details vor. Sie hat bislang keine Anhaltspunkte, dass der Skandal auch Neuss betreffe, teilt sie mit. Der Betreiber, European Homecare, will sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Man begrüße aber die lückenlose Aufklärung seitens Polizei und Staatsanwaltschaft. Nach Bekanntwerden der Misshandlungsvorwürfen in anderen Heimen war der beauftragte Sicherheitsdienst Ende September auch in Neuss ausgewechselt worden.