Das Unternehmen Schützenfest

Hinter dem Spektakel stehen hohe finanzielle Mittel.

Neuss. Verträge sind geschlossen, Aufträge erteilt. Vier Wochen vor der Bürgerversammlung (18. Juli, Stadthalle) versichert Thomas Nickel (67): „Die organisatorischen Weichen für das Schützenfest sind gestellt.“ Schützenpräsident und Komitee haben die Vorbereitungen für das Fest weit vorangetrieben.

„Wir organisieren ein mittelständisches Unternehmen“, sagt Vizepräsident Christoph Buchbender. Die Zahlen: 7500 Schützen und Musiker marschieren, über eine Million Zuschauer werden erwartet, und allein über die Kasse des Neusser Bürger-Schützen-Vereins wird ein Volumen von rund 850 000 Euro bewegt. „Ein Fest dieser Größenordnung ist nicht innerhalb von nur sechs Wochen zu stemmen“, sagen Nickel und Buchbender. Schatzmeister Robert Rath muss gewaltige Kostenblöcke auszahlen. 280 000 Euro überweist er an die vielen Musikgruppen. In diesem Jahr wird sich der Betrag nochmals pauschal um fünf Prozent erhöhen. Grund: Mit 270 000 Euro bezuschusst der Verein die zehn Korps’ und fördert damit Fackelbau, Blumenhörner und weitere Musikgruppen, die von den Korps’ verpflichtet werden. Weitere „Kostenblöcke“ werden aufgewendet, um die Aufbauten auf der Festwiese (45 000 Euro) und die Tribünen auf dem Markt (35 000 Euro) zu finanzieren. Auch für die Nutzung der Stadthalle, des Zeughauses und der Fackelbauhallen muss an die Stadt gezahlt werden. An den Einnahmen sind die Schützen mit 230 000 Euro beteiligt. Rund 100 000 Euro erlöst der Verein aus dem Verkauf von Objekten und der Tribünenkarten sowie Eintrittsgeldern für die Wiese; 120 000 Euro nimmt Schatzmeister Rath an Spenden ein. Die Nutzungsrechte auf der Festwiese vermarktet das Komitee direkt. Die Vermarktung für Programmheft, Internet und Werbung hat das Komitee Externen übertragen. Aus der Vermarktung fließen nach Angaben von Rath insgesamt rund 250 000 Euro, die von den Agenturen überwiesen werden.

Das Engagement der Stadtwerke Neuss endstand 2009 nach dem Eintritt von RWE ins Unternehmen. „Wir haben überlegt, wo wir werben und so unsere Kunden erreichen“, sagt SWN-Vorstand Stephan Lommetz. Dabei kamen die Stadtwerke auf das größte Volksfest der Stadt. „Bevor sich ein Fremder alle Werberechte kauft, wollten wir das tun“, sagt Lommetz. Dem Vernehmen nach sind den Stadtwerken die Rechte eines Hauptsponsors 200 000 Euro wert.

„Wir schaffen die Finanzierung, weil wir kostenbewusst und einnahmeorientiert handeln“, sagt Thomas Nickel. So sei es gelungen den Wegfall des städtischen Zuschusses von 70 000 Euro zu kompensieren: „Während alle Vereine in den Stadtteilen weiterhin Zuschüsse der Stadt erhalten.“