Nur 16 von 43 Stimmen: Rat wählt Lennartz nicht wieder

CDU, UWG, FDP, ABG und „Mein Grevenbroich“ hatten eine geheime Abstimmung bei der Wiederwahl des Feuerwehr-Chefs beantragt.

Grevenbroich. Als SPD-Fraktionsvize Holger Holzgräber Donnerstagabend im Bernardussaal das Wort ergriff, klang es nach Abgesang. „Zunächst einmal möchten wir als SPD-Fraktion Udo Lennartz für seine gute Arbeit danken“, begann er. Es folgte ein Plädoyer für dessen Wiederwahl als Leiter der Feuerwehr. Dazu allerdings kam es nicht. CDU, UWG, FDP, ABG und „Mein Grevenbroich“ hatten eine geheime Abstimmung im Stadtrat beantragt. Man ahnte: Das tun sie nicht, um Lennartz ebenfalls das Vertrauen auszusprechen. Knapp 20 Minuten später war klar: Die Mehrheit des Rats verweigert die Wiederwahl des Feuerwehr-Chefs. Lediglich 16 der 43 Stimmberechtigten votierten für eine weitere Amtszeit des Laachers, 27 dagegen.

Ein Feuerwehrmann nach Mitteilung des Ergebnisses

Im Bernardussaal hatten sich auch einige Feuerwehrleute eingefunden. Als Bürgermeisterin Ursula Kwasny das Ergebnis der Abstimmung mitteilte, nahmen es die meisten konsterniert zur Kenntnis. „Na, da habt ihr uns ja was angetan“, murmelte ein Feuerwehrmann. Ein anderer flüsterte einem Kollegen zu, dass er Lennartz eine SMS schicke, um ihn zu informieren. Der Feuerwehr-Chef war nicht anwesend, eine Stellungnahme gab er am Abend und auch gestern nicht ab.

Im Sitzungssaal ging es noch weiter um die Feuerwehr. Nachdem Lennartz’ Stellvertreter Peter Compes wiedergewählt worden war, wurde die Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans verabschiedet — allerdings wurden die „Neue Feuerwache West“ und der Bau des Übungsturms an der Lilienthalstraße herausgenommen. Auch Bürgermeisterin Ursula Kwasny stimmte dafür — und gegen den Rat ihrer Feuerschutzdezernentin Barbara Kamp.

Die Fronten sind verhärtet. SPD und FBG machten ihr Unverständnis für das Vorgehen des Fünfer-Bündnisses CDU, UWG, FDP, ABG und „Mein Grevenbroich“ deutlich. CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser verlas eine gemeinschaftliche Stellungnahme. Die Gefahrenabwehr und die Funktionsfähigkeit der Wehr würden durch den Verzicht auf Standort West und Übungsturm nicht beeinträchtigt. „Darüber hinaus erkennen wir nicht, dass die Fachverwaltung und die Feuerwehrleitung mit den in Grevenbroich begrenzten Haushaltsmitteln maßvoll umgehen.“

„Einen solchen Fall hat es in meiner Zeit als Kreisbrandmeister und Stellvertreter bislang nicht gegeben“, sagte Kreisbrandmeister Norbert Lange nach der Ratssitzung am Donnerstagabend. Von einer „sehr schwierigen Situation“ sprach Peter Compes, einer der beiden stellvertretenden Wehrleiter. „Wir werden in der Wehrführung, mit Einheitsführern und dem Kreisbrandmeister Gespräche führen.“ Die Stimmung in der Wehr sei gedrückt. „Meiner Ansicht nach hat sich Udo Lennartz aus Feuerwehr-Sicht nichts zu Schulden kommen lassen“, so Compes. Lennartz sei bei der Anhörung der Wehr der einzige Vorgeschlagene gewesen, zudem hätten sich die Leiter der acht Löschzüge in einem Schreiben für ihn ausgesprochen.

Lennartz, der bei der Stadt angestellt ist, bleibt auch weiter Leiter des Fachbereichs Feuerwehr und damit der hauptamtlichen Wache. Nun steht laut Compes die Frage an, wie die Wehrleiterposition besetzt wird. „Wir sind mit 49 Hauptamtlern und 200 ehrenamtlich Aktiven keine kleine Wehr. So eine Feuerwehr lässt sich nicht zwischen Frühstücks- und Mittagspause führen.“ Der Feuerwehrchef muss unter anderem einen Wehrführer-Lehrgang absolviert haben. Das haben auch die Stellvertreter Peter Compes und Josef Böhm, beide sind ehrenamtlich in der Wehr aktiv. Sie stehen als Leiter nicht zur Verfügung. „Die Möglichkeit besteht, dass ein ehrenamtlicher Feuerwehrmann die Wehr führt. Doch ich halte es für sinnvoll, dass die Leitung der Wehr und des Fachbereichs in einer Hand liegen.“ Der Wehrchef sei dann mehr präsent.

Im Rathaus wird kein großer Zeitdruck gesehen. „Udo Lennartz ist bis Jahresende als Wehrleiter bestellt“, so Stadtsprecherin Ines Hammelstein. „Das Ernennungsverfahren beginnt von vorn.“ Nach Auskunft des Kreises muss die Stadt einen neuen Kandidaten vorschlagen, der Kreisbrandmeister hört dann erneut die Wehr an und macht dem Stadtrat einen Vorschlag.