Der Verkauf des ehemaligen Finanzamts steht kurz bevor
Offenbar ist ein Investor aus Istanbul der Höchstbietende. Er plant in dem Gebäude den Bau von Wohnungen.
Grevenbroich. Der Käufer für das ehemalige Finanzamt an der Erckensstraße steht offenbar fest. In dem kürzlich beendeten Bieterverfahren hat sich — so ist zu hören — ein Investor aus Istanbul gegen drei Mitbewerber durchgesetzt. Zwar hält sich der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW bedeckt. BLB-Sprecher Thomas Tintelot bestätigt auf Anfrage lediglich, dass das Bieterverfahren abgeschlossen ist, ein Höchstbietender gefunden sei und der Verkauf vorangetrieben werde. Noch ist aber kein Kaufvertrag unterzeichnet. Laut Murat Beyazyüz, Repräsentant des Investors aus Istanbul, soll dies in Kürze geschehen. „Wir werden das ehemalige Finanzamt kaufen“, sagt er. Zur Höhe des Kaufpreises macht er keine Angaben.
Mit dem Verkauf durch den BLB, der Eigentümer fast aller Liegenschaften des Landes ist und auch das ehemalige Finanzamt in seinem Portfolio hat, könnte Schwung in die Geschichte kommen. Seit die Finanzbehörde vor vier Jahren in den Neubau an der Merkatorstraße zog, steht das 1960 in citynaher Lage errichtete Gebäude mit seinen 3160 Quadratmetern Bürofläche leer. Daraus soll nun Wohnraum werden. Geplant sind laut Beyazyüz insgesamt 45 Wohnungen mit Größen zwischen 45, 55 und 65 Quadratmeter. Die Pläne für die Außenfassade liegen bereits weitgehend vor. Nach dem Umbau soll sich das Gebäude als „Schmuckstück“ in die Umgebung einpassen. Klar ist: Von der jetzt noch vorherrschenden braunen Fassade wird nichts übrigbleiben. „Das Gebäude wird sowohl von außen als auch von innen freundlich und modern gestaltet“, sagt Beyazyüz.
Bei der Außenfassade sollen die Pläne noch einen Feinschliff erhalten. „An der Innengestaltung wird derzeit noch fleißig gearbeitet“, sagt Beyazyüz. Das Gebäude soll entkernt, innen komplett neu aufgebaut und mit Balkonen versehen werden. „Wir kalkulieren mit Umbaukosten von rund drei Millionen Euro.“ Baubeginn soll Anfang 2016 sein. Immer wieder fliegt Murat Beyazyüz deshalb zum Investor nach Istanbul, um Details im persönlichen Gespräch zu klären.
Im Rathaus dürften die Pläne genau begutachtet werden. Für die Stadtentwicklung spielt die Nutzung des Gebäudes eine durchaus wichtige Rolle — nicht zuletzt wegen der zentralen Lage zwischen City und Bahnhofsviertel. Auch deshalb wurde es von Interessenten gerne als „Filetstück“ bezeichnet.
Allerdings rief der BLB lange Zeit einen Kaufpreis von 1,62 Millionen Euro für den viergeschossigen 1960er-Jahre-Bau auf. Diese Summe wird die Landesbehörde dafür jedoch nicht erhalten. Auch wenn sich weder BLB noch Investor zum Kaufpreis äußern, scheint klar, dass es sich um weniger als 1,5 Millionen Euro handelt. Denn ab dieser Summe hätte, das hatte BLB-Sprecher Thomas Tintelot zum Start des Bieterverfahrens erklärt, der NRW-Landtag beim Verkauf eingeschaltet werden müssen. Das allerdings ist offenbar nicht der Fall.