Die Schützen feiern ihren Oberst
Das Schützenregiment zog erstmals wieder durch die Stadt. Das Heimgeleit lockte viele tausend Gäste.
Neuss. Der erste Dank des wiedergewählten Obersts galt dem einzelnen Schützen, der gerade gegen ihn gestimmt hatte: „Ich bin noch nie einstimmig gewählt worden. Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn das diesmal anders gewesen wäre“, sagte Heiner Sandmann (62) launig. Sandmann hatte bereits früh angekündigt, in diesem Jahr zum letzten Mal für die Position zur Verfügung zu stehen.
Beim Oberstehrenabend am Samstagabend in der Stadthalle betonte Sandmann: „Dies ist keine Abschiedsrede und ich befinde mich nicht auf Abschiedstour.“ Er wolle in diesem Jahr noch einmal das Regiment „mit großer Freude und Begeisterung“ führen. Dies sei bei der stetig wachsenden Zahl der Marschierer „eine echte Herausforderung“. Heiner Sandmann trat Gerüchten entgegen, wonach sein Amtsverzicht auf ein Zerwürfnis mit dem Komitee zurückzuführen sei. Der Oberst sagte aber auch: „Wir haben Verantwortung auf Zeit übernommen.“ Amtsträger sollten „nicht krampfhaft“ an ihrer Position festhalten, „bis sie vom Pferd oder aus der Kutsche fallen.“ In seiner vielfach von Applaus unterbrochenen Rede plädierte Sandmann für eine „Entflechtung“ von Schützenwesen und Politik. Natürlich dürften Politiker auch Schützen werden, „wenn sie dies nicht nur aus politischen Gründen“ tun. Zuvor hatte der Oberst Volker Schmidtke wiederum zu seinen Adjutanten ernannt. Beide reiten von Beginn an gemeinsam über den Markt und wollen auch gemeinsam aufhören. Sandmann regte an, eine Möglichkeit für eine besondere Ehrung des Adjutanten zu finden, die bisher nicht vorgesehen sei. In seiner Begrüßung erinnerte Präsident Thomas Nickel an die norddeutsche Herkunft von Heiner Sandmann: „Vom Scheitel bis zur Sohle ist er ganz und gar ein Hanseat.“ Einem Wort von Heinz Günther Hüsch zufolge, seien die Neusser aber die Hanseaten unter den Rheinländern. Nickel: „Aus dieser Perspektive passt Heiner Sandmann wiederum in hervorragender Weise zu Neuss und die Neusser.“ Das habe sich auch in seiner „exzellenten Arbeit“ als Oberst gezeigt.
Nickel bedauerte den Rückzug von Sandmann. Beide haben ihre jeweilige Amtszeit als Präsident und Oberst beim Schützenfest 2001 begonnen. „Ich glaube sagen zu dürfen, dass wir seit nun mehr 15 Jahren ein gutes Team sind, mit allen Korpsführern und Komiteemitgliedern zusammen“, sagte Nickel.
Erst nach dem Schützenfest würden sich Komitee und Korpsführer mit der Frage der Nachfolge beschäftigen, so Nickel. Die Wahl eines neuen Obersts finde dann beim Oberstehrenabend in einem Jahr statt. Von den Korpsführern, deren Vertreter im Komitee der Regimentschef ist, hat Sandmann — so war am Rande der Versammlung zu hören, den Auftrag erhalten, einen geeigneten Nachfolger zu suchen. Sandmann will erst nach den Schützenfesttagen mit Gesprächen beginnen: „Die Korpsführer werden ihre Entscheidung mit dem Komitee abstimmen, so dass es letztlich einen einvernehmlichen Personalvorschlag kommt, über den dann letztlich die Schützen befinden.“
Nach dem Heimgeleit, das wiederum viele Tausend Zuschauer in die Stadt lockte, gab Heiner Sandmann seinen letzten Mitternacht-Empfang.