Dormagen: Radler gehen an ihre Grenzen
1000 Teilnehmer der NRW-Radtour machten am Freitag im Hof des Klosters Knechtsteden Station.
Dormagen. Mancher ist zu erschöpft, um die Halterung des Fahrradhelms zu lösen und sinkt lieber mit Kopfbedeckung auf den Bierbänken im Innenhof des Klosters Knechtsteden nieder. Andere lassen sich schlapp auf den Boden fallen. Fertig mit den Nerven? "Keine Spur", sagt Klaus-Dieter Guza matt. "War doch ein Klacks."
Früh am Morgen ist Guza mit seinem Fahrrad über die Hohenzollernbrücke in Köln gerollt. Rund 50 Kilometer hat er hinter sich gelassen, als er gegen 16 Uhr neben rund 1000 weiteren Radlern auf den Klosterhof fährt. Die zweite Etappe der großen NRW-Radtour, die NRW-Stiftung und WestLotto ausrichten, ist geschafft.
Ein Radprofi ist Guza nicht. Der 59-Jährige hat vor zwei Jahren mit dem Rauchen aufgehört. "Und jetzt fahre ich eben Fahrrad." Damit wirklich jeder Kilometer zählt, hat er gleich zwei Tachos an den Lenker geklemmt.
"Aus Jux und Dollerei", sagt Guza, lacht und wirkt plötzlich wieder fit. Er hat vorgesorgt und gleich noch ein Zelt auf den Gepäckträger gepackt. Wo er das am Abend aufbauen will, weiß er noch nicht. "Irgendwas wird sich finden", sagt er und wirkt sehr abenteuerlustig.
Langsam belebt sich der Innenhof. Die Polizisten, sie begleiten die Tour auf ihren Motorrädern, streifen die Lederjacken ab. Zwei Kilogramm hat Einsatzleiter Hermann Zimmermann auf der ersten Etappe der Tour am Tag zuvor ausgeschwitzt. "Das schaffen Sie nicht mal in der Sauna", sagt er und grinst.
Zimmermann ist zufrieden mit sich und seinen Männern. Ärger gab es auf beiden Etappen keinen. Nur ein paar schlechtgelaunte Autofahrer moserten, weil sie keine Lust hatten, den rund zwei Kilometer langen Tross der Radler an sich vorbeiziehen zu lassen. Aber solche Situationen zu lösen, sei ja der Job der Polizei, sagt Zimmermann. "Mit stoischer Gelassenheit schafft man das."
Die Fahrer löschen ihren Durst mit sehr viel Mineralwasser. Gregor Leifels aus Stuttgart hat dafür keine Zeit. Der Mechaniker klemmt einen Fahrradreifen nach dem anderen auf die Halterung, wechselt einen Schlauch nach dem anderen. Mehrere Räder haben auf der Tour Speichen, Reifen ihre Luft verloren.
Nur auf dem Anhänger haben sie es ins Ziel geschafft. Jetzt muss Leifels ran und die Räder reparieren, bevor der Tross nach Neuss aufbricht. "Mit besserem Material wäre das wohl nicht passiert", sagt er und fügt sich seiner Aufgabe.