Neuss: Shakespeare-Festival - Generalsanierung zum 20. Geburtstag

Das Festival im Globe startet am Freitag mit „A Midsummer Night’s Dream“.

Neuss. Es ist, wie bei solchen speziellen Veranstaltungen üblich, wieder einmal bis zum letztmöglichen Zeitpunkt gewerkelt worden. Die alte Wetthalle wandelt sich zum leicht plüschigen Theaterfoyer, der neue Platz an der Rennbahn, optisch viel, viel größer und heller geworden, wird mit Pflanzkübeln, Säulen und Bögen verkleinert. Am Freitag startet das Shakespeare-Festival, und alles wird bereit sein.

Überall haben die Helfer in verwirrender Vielzahl, dennoch planvoll Hand angelegt, um das Globe und Umgebung herzurichten - und das in glühender Hitze. So diente denn das Megafon am Einsatztischchen von Festivalleiter Rainer Wiertz und Produktionsleiter Andreas Giesen auch immer wieder dazu, die aktuellen Temperaturen durchzugeben. "41,2 Grad am Boden. 36 Grad im Schatten", hallt es über den Platz. Na und?

Das Festival wird 20, beide Akteure sind von Beginn an dabei und haben wettermäßig schon alles erlebt. Im vorigen Jahr, erinnert sich Giesen, habe es zur Eröffnung beim Sommernachtstraum der Münchner "nicht reingeregnet, sondern reingeschifft. Da haben die Schauspieler Eimer aufgestellt und drumrumgespielt." Und auch die Hitze sieht er als Moment "des kollektiven Aushaltens: Das schafft eine Brücke zwischen den Besuchern." Denn eine Klimaanlage gibt es bekanntlich nicht im Globe, daran hat sich auch nach der aufwändigen Sanierung nichts geändert.

Für die Schauspieler, die unter den Scheinwerfern agieren und sich nicht selten - in aller Eile - während der Aufführungen umkleiden müssen, stehen Ventilatoren hinter der Bühne bereit. Und die Gäste? "Werden sich in den ersten fünf Minuten zufächeln, und dann gibt es nur noch das Stück", prognostiziert Giesen. Auch das hat er schon erlebt.

Das Festival, das 2009 dem Baustellen-Ambiente trotzte, muss sich in seinem 20. Jahr in neue Optik einpassen. Der Platz ist befestigt, die "Themse", das Rinnsal vor der Wetthalle Geschichte. Wiertz wie Giesen sind sicher, dass auch diesmal die Atmosphäre die alte, vertraute sein wird.

Das Theater selbst ist für 400 000 Euro auf Vordermann gebracht. Neue Außenhaut, neues Dach, neue Bühnentechnik und Elektronik zählt Kulturdezernentin Christiane Zangs auf. Sie hofft, dass das Festival wieder viele Besucher anzieht. Das wird schwer genug, denn erstmals liegt es - der Fußball-WM geschuldet - komplett in den Schulferien, zahlreiche Klassen-Bestellungen fallen weg. "Und das ist einfach ungerecht, denn wir haben wieder ein so großartiges Programm", sagt Christiane Zangs.

Dass Irina Brook (Nevers) gleichzeitig mit ihrem Vater Peter Brook (Zürich) am Globe inszeniere, lasse die Theaterwelt aufhorchen. "Das gab es so wohl noch nie. Darauf bin ich stolz, auch wenn das natürlich der Verdienst von Rainer Wiertz ist", sagt sie. Und noch ein Grund, stolz zu sein: Wieder trägt sich das Festival mit einem Finanzvolumen von etwa 400 000 Euro fast komplett selbst - nicht zuletzt dank der Sponsoren.

Start ist Freitag, Samstag und Sonntag mit "A Midsummer Night’s Dream" der Globe Touring Company aus London. Die kennen sich mit den Globe-Gegebenheiten aus und müssen sich höchstens auf die Hitze einstellen. Ventilatoren "und jede Menge Wasser" hat Andreas Giesen aber bereitgestellt.