Neuss: Stadtwerke-Umsatz rasant gestiegen
Neuer Partner RWE beschert den SWN die Stromsparte, 80000 neue Kunden – und einen Millionengewinn.
Neuss. Es war ein ganz außerordentlich gutes Jahr für die Stadtwerke: 2009 schossen nicht nur die Umsatzzahlen des Konzerns in die Höhe, auch der Gewinn nach Steuern wuchs von 1,2 auf 4,5 MillionenEuro. Vieles davon ist allerdings einem Einmaleffekt geschuldet: Erstmals zeigen die Bilanzzahlen die Ergebnisse der "neuen" Stadtwerke mit Partner RWE. Dessen Beteiligung von knapp 25 Prozent brachte dem Konzern nicht nur die attraktive Stromsparte ein, sondern gleich 80000 bisherige RWE-Stromkunden in Neuss dazu.
Heinz Runde, Geschäftsführungsvorsitzender der SWN, spricht denn auch von einem exzellenten Jahr, das die offensive Geschäftspolitik der Stadtwerke bestätige und eine Weichenstellung "als Wegbereiter der Energiewende für die Region" ermögliche. Sein Fazit: "Wir brauchen keine weiteren Fusionen mit Nachbarn." Und Geschäftsführer Stephan Lommetz ergänzt, der gestiegene Gewinn helfe, defizitäre Bereiche wie die Bäder und den ÖPNV zu kompensieren und Investitionen anzupacken.
Dazu gehört auch die Förderung des Einsatzes regenerativer Energien. Mehr Möglichkeiten haben die Stadtwerke auch auf diesem Feld nicht zuletzt, weil sie sich an dem Kauf der Thüga - die wiederum Mitgesellschafter der SWN ist - durch eine Gruppe kommunaler Stadtwerke beteiligt haben. Die Neusser sind damit wenn auch kleiner Mitgesellschafter am ersten bundesweit agierenden Energieversorger in kommunalem Besitz.
Darüber sind auch Beteiligungen etwa an Off-Shore-Windanlagen möglich, zudem nutze man die Thüga auch als "Dienstleister" im komplizierten Beschaffungsgeschäft, so Runde: Der Strom etwa wird zweimal im Jahr komplett an der Börse eingekauft. Da rede auch der Partner RWE, selbst Stromerzeuger, den Stadtwerken nicht ins Geschäft, betont Runde: "Wir sind absolut frei in der Strom- und Gasbeschaffung."
In der Bädersparte, deren Defizit sich etwas verringert hat, melden die Stadtwerke knapp sechs Jahre nach der Übernahme von der Stadt "Konzept erfolgreich vollendet". Fast 17Millionen Euro wurden investiert, allerdings sei das Stadtbad "noch nicht durchsaniert", so Runde. Das Stadtbad ist allerdings auch von der Schließung bedroht - durch den SWN-Gesellschafter, die Stadt, falls der Rat denn so beschließt. Runde hält die Diskussion allerdings für verfrüht, derzeit würden noch Zahlen zur möglichen Kostenersparnis ermittelt.
Eher am Rande des Bilanzgesprächs kündigt der Stadtwerke-Chef ein ganz neues Projekt an: So planen die SWN, einen Fonds für die Neusser aufzulegen, über den ein Solar- beziehungsweise Photovoltaikpark finanziert wird. "Der soll in Bürgerhand übergehen", sagte Runde. Städtische wie private Flächen würden geprüft. Konkret wird dies offensichtlich bei einer Fläche im Hafen und dem übergroßen Dach des Logistikers Fiege im Gewerbegebiet im Neusser Süden. Gedacht ist an ein Volumen von bis zu einer Million Euro.