US-Cars: Heckflossen-Legende des Rock’n Roll
Treff der Liebhaber amerikanischer Autos auf dem TÜV-Gelände.
Neuss. Die Filmszene ist legendär: Steve McQueen als Inspektor, der in dem 1967 gedrehten "Bullit" mit seinem Ford Mustang in einer gut zehn Minuten dauernden Verfolgungsjagd durch die Straßenschluchten von San Francisco röhrt. Das Aufbrüllen von PS-starken V8-Motoren wie in diesem Film ist Musik in den Ohren der Auto- und Harley-Davidson-Fans, die am Wochenende auf das TÜV-Gelände am Kirmesplatz pilgerten.
Besitzer von aufgemotzten US-Schlitten der Gegenwart und liebevoll gepflegten Chevrolets oder Fords vergangener Jahrzehnte treffen sich auf dem Gelände, um über ihr Hobby zu reden und ihre Autos vorzuführen. - auch wenn es den legendären Bullit-Mustang nur in der Neuauflage von 2006 zu sehen gibt.
Manch ein Fahrzeug, wie etwa ein Plymouth aus den 60er Jahren, ist so hochwertig lackiert, dass er vor der sengenden Sonne mit einer Plane geschützt werden muss. Ganz so eng sieht es Dirk Leipertz nicht. Der Duisburger besitzt einen 82er Ford, den einst die Virginia State Patrol-Police nutzte. Im Lack sind noch Spuren der Schriftzüge zu erkennen.
Nun ist das Auto in ein Monster verwandelt: mit Totenköpfen und Balkenkreuz verziert, ein Kruzifix auf der Motorhaube und dem Schildchen "Mobiler Hilfsdienst" auf dem Armaturenbrett, könnte das Fahrzeug auch in einem Horrorfilm auftauchen. Da kann Leipertz nur lächeln. "Wir wollen doch gar nicht böse auffallen", sagt er. "Nur ein bisschen den Motor erklingen lassen und dabei langsam die Straße auf- und abrollen." Genau so sieht es auch Mike Göttel, Inhaber eines 68er Ford Pickup aus Kranenburg, der nichts übrig hat für Tuner und Schrauber, die mit einem Zuviel an Spoilern und Scheinwerfern die Seele ihres Autos zerstören würden.
Tatsächlich sind viele der Autos Pickup-Trucks, die in Deutschland eher selten zu sehen sind. Wofür deren Ladefläche auch taugen kann, zeigt die Neusserin Marion Richter, die es sich mit Stühlchen und Sonnenschirm auf dem Heckteil eines GMC-Pickup gemütlich gemacht hat: "Das ist wie eine Freiluft-Loge, da macht die Hitze gar nichts mehr aus."
Auch echte Legenden gibt es beim US-Car-Treffen zu sehen, so den 1959er Chevrolet Fleetwood mit den charakteristischen Heckflossen, Symbol der Rock’n’Roll-Ära. "Mann, ist der schön", schwärmt ein Besucher aus Düsseldorf, schießt ein Foto nach dem anderen merkt gar nicht, dass seine Freundin nur darauf wartet, dass es weitergeht.
Wer direkt in das nicht ganz billige Hobby einsteigen wollte, hatte dazu auch Gelegenheit: Ein lindgrüner Chrysler Turnbull 300 aus den frühen 70ern wartete auf einen neuen Besitzer. 8000 Piepen hätte der neue Besitzer ausgeben müssen. Euro, nicht Dollar.