Besserer Schutz für Kleinkinder

Fachstelle „Frühe Hilfen“ will Beratung ausbauen und Einrichtungen enger vernetzen.

Kaarst/Rhein-Kreis Neuss. Erschreckende Beispiele zeigen immer wieder, dass Eltern in schwierigen Lebensphasen, belastet von sozialen und finanziellen Problemen, der Pflege und Erziehung ihrer Kinder nicht mehr gewachsen sind.

Während Dormagen, Neuss und Meerbusch eigenständige Konzepte zum Schutz des Kindeswohls erarbeitet haben, beschreiten die Jugendämter des Rhein-Kreises Neuss sowie der Städte Kaarst und Grevenbroich nun einen gemeinsamen Weg: Es wird eine neue Fachstelle "Frühe Hilfen" geschaffen, die zum 1.August ihre Arbeit aufnimmt und bei der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe in Kaarst angesiedelt ist.

Die Fachkräfte im Gesundheitsbereich können sich an die Fachstelle wenden, um sich beraten zu lassen, ob eine Kindeswohlgefährdung vorliegen könnte und welche weiteren Vorgehensweisen angebracht sind. Zum Beispiel welches Jugendamt zuständig ist, und wie die weiteren Verfahrensabläufe sind.

Zugleich soll im Bereich der unter Dreijährigen Eltern bereits ab Beginn der Schwangerschaft eine niederschwellige und qualifizierte Unterstützung in Problemfällen angeboten werden. Schutz und Hilfe für die bis zu Dreijährigen sollen durch ein dichtes Netzwerk verbessert werden.

Um das bestehende Frühwarnsystem zu erweitern und Hilfe anzubieten, lange bevor gewichtige Hinweise auf eine Gefährdung des Kindeswohls vorliegen, wurde das Konzept der "Fachstelle Frühe Hilfen" entwickelt. "Wir überlegen schon lange, was wir tun können, um Elternhilfe zu bieten und Kinder zu schützen", sagt die Kaarster Jugendamtsleiterin Ute Schnur.

Das Konzept sei präventiv ausgerichtet und basiere auf zwei Säulen, der bessere Vernetzung zwischen Gesundheitswesen und Jugendhilfe sowie der Verbesserung der Früherkennung von Belastungsfaktoren. Später sollen die Eltern auch direkt bei der Fachstelle anrufen können. Geplant ist, dass die Arbeit verschiedener Einrichtungen wie die von Jugend- und Sozialamt, Schule, aber auch des Gesundheitsdienstes, der Kinderärzte und der Hebammen engmaschiger wird. "Mit dem Baby-Begrüßungspaket erreichen wir nicht alle Eltern", sagt Uschi Baum, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. "

Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr befristet und als halbe Stelle konzipiert. Bewährt sich die Arbeit, soll sie fortgesetzt werden. Die Kosten von 27500 Euro teilen sich die Kooperationspartner. "Wir haben da schon jemanden vor Augen, der entsprechendes Knowhow mitbringt", sagt Burghard Asche von der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe in Kaarst.