Neuss: Die Stadt ohne Barrieren
Verwaltung und Verbände starten nach Berliner Vorbild das Projekt „Neuss barrierefrei“. Schwerpunkt ist die City.
Neuss. Wenn die weißen Pfeile auf gelbem Grund erst einmal zum vertrauten Bild in der Neusser Innenstadt geworden sind, würden vielen Menschen profitieren: Diejenigen mit Kinderwagen, andere, die auf einen Rollator angewiesen sind, Rollstuhlfahrer oder der Mann mit Gipsfuß, der für kurze Zeit auf Krücken geht. "Neuss barrierefrei" steht auf dem Logo, und "Neuss barrierefrei" ist das große Ziel einer Aktion, die am 1.August startet.
Der "Runde Tisch", an dem alle Selbsthilfegruppen mit Stadt-Vertretern zusammensitzen, hat die Umsetzung der Idee angeregt. Es gibt erst ein Vorbild: Nur in Berlin engagiert man sich auf diese Weise in Behörden, Geschäften, bei Dienstleistern.
Das Prinzip ist so einfach wie einleuchtend. Ladenbesitzer oder Apotheker, aber auch Banken, Gastronomen und die Stadtverwaltung selbst bewerben sich darum, den Aufkleber mit dem weiß-gelben Logo zu erhalten. Sie erhalten Besuch von einem "Begehungsteam", in dem auch Ehrenamtler aus Wohlfahrtsverbänden oder Selbsthilfegruppen mitarbeiten. Sind Mindestkriterien wie etwa eine bestimmte Türbreite, Bewegungsfreiraum oder bei Gaststätten eine behindertengerechte Toilette erfüllt, wird der Logo-Aufkleber ausgegeben. "Das kostet für die Bewerber nichts", betont Sozialdezernent Stefan Hahn und ergänzt, obwohl selbstverständlich: "Und das ist natürlich freiwillig."
Alle Beteiligten hoffen auf gute Anfangsresonanz und eine darauf folgende Sogwirkung. Max Fischer, der Behindertenbeauftragte der Stadt, fasst knapp zusammen, worauf es bei diesem ungewöhnlichen Versuch, Paragraph4 des Sozialgesetzbuchs zur Teilhabe behinderter Menschen umzusetzen, ankommt: "Hinkommen, reinkommen, klarkommen - und das ohne fremde Hilfe."
Klar wird allerdings auch, dass die Stadt und ihre Partner bei dieser Aktion auf einen deutlich größeren Personenkreis setzen. So habe sich etwa erkennbar die Anzahl derjenigen, die einen Rollator nutzen, stark vergrößert, sagt Stefan Hahn: "Ich schätze, dass bis zu 40 Prozent der Bevölkerung ihren Nutzen von der Aktion haben. Und für viele darüberhinaus ist es einfach ein besserer Komfort."
In drei Wochen will die Stadt mit der Aktion starten. Erste Gespräche mit der IHK, den Innenstadt-Akteuren von ZIN oder der Dehoga seien sehr positiv gelaufen, sagt Harald Jansen von der Stadt. Er ist Koordinator der Projekts und Ansprechpartner für alle, die Teil von "Neuss barrierefrei" werden wollen. Im Lauf der Zeit soll auch eine Datenbank erarbeitet werden, auf der die erfolgreichen Teilnehmer aufgelistet sind.