Dormagener Kultureinrichtungen stecken in der Kostenfalle

Zusammen fahren sie im Jahr ein Minus von zwei Millionen Euro ein.

Foto: Anja Tinter

Dormagen. Die Politik macht mobil gegen den enormen Kostenapparat im Kulturbereich. Auf Antrag der CDU beschloss jetzt der Kulturausschuss, dass die Organisation des gesamten Fachbereichs untersucht wird. Dafür werden 20 000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Aufgabe soll ein externer Gutachter übernehmen. Im Fokus vor allem der CDU ist die Stadtbibliothek, die als wesentlicher Kostentreiber ausgemacht wird. Fraktionsvorsitzender Kai Weber sagt: „Die Stadtbibliothek ist unser Sorgenkind. Das Defizit steigt weiter, dort ist mit dem Schlimmsten zu rechnen.“

Der Haushaltsplan für das kommende Jahr weist für das Jahr 2015 ein Defizit von 1,973 Millionen Euro aus — rekordverdächtig. Die Personalkosten betrugen im vergangenen Jahr knapp über zwei Millionen Euro für die Bereiche Volkshochschule, Musikschule, Stadtbibliothek und Kulturbüro. Zum Vergleich: In der gleich großen Nachbarstadt Grevenbroich wird für den kompletten Kulturbereich mit 1,8 Millionen Euro zwar nahezu gleich viel ausgegeben — aber dort sind noch die Bereiche Heimatpflege, Archiv, Museum und Jugendkunstschule mit dabei! Grevenbroich gab für seine Stadtbibliothek im vergangenen Jahr 286 000 Euro aus, in Dormagen waren es fast 671 000 Euro. Die Volkshochschule machte in der Schlossstadt ein Minus von 173 000 Euro — in Dormagen waren es 288 000 Euro. Genau deshalb will die CDU, dass im Kulturbereich etwas passiert. „Die Strukturen müssen untersucht werden“, sagt Weber. Ihm geht es um Synergien, die zwischen den einzelnen Einrichtungen möglich sein könnten und gehoben werden sollen. Ein Beispiel: „Das Kulturbüro hat Öffnungszeiten und verkauft Tickets, gleiches gilt für Stadtbibliothek und VHS — das kann man doch zusammenführen.“ Zu prüfen sei auch, ob die Bibliothek ein zweites „Café Grenzenlos“ sein müsse, in dem sich Flüchtlinge treffen und dort betreut werden.

Die CDU betont, dass sie klar für den Erhalt der Stadtbibliothek ist. „Aber sie ist der Kostentreiber und wir müssen uns darum kümmern, dass sie wettbewerbsfähig bleibt.“ Der größte Kostenblock sind dort die Personalkosten mit 550 727 Euro in 2015. 9,5 Vollzeitstellen sind der CDU zu viel. Bereits vor zwei Wochen mahnte die Zentrumsfraktion nach ihrer Haushaltsberatung eben dort Handlungsbedarf an, sie sieht dort Einsparungspotenzial im sechsstelligen Bereich. Auch die CDU spricht von 100 000 Euro. Die Verwaltung gibt in ihrer mittelfristigen Finanzplanung bis zum Jahr 2020 sogar noch eine Kostensteigerung beim Personal auf 572 600 Euro an. „Das Defizit steigt immer weiter an“, moniert Weber. Stadtkämmerin und Kulturdezernentin Tanja Gaspers spricht selbst vom „hohen Kostenblock Personal“ und dass es bei der Stadtbibliothek „natürlich geringe Erträge“ gibt. Eine Prüfung sein daher „sicherlich anzustellen“.

Wenn es keine einschneidenden Verbesserungen gibt, dass sieht die CDU die Stadtbibliothek „in ihrem Bestand gefährdet, sollte die Stadt noch einmal in die Haushaltssicherung geraten. Das müssen wir jetzt handeln!“