Ein Rennstart mit Tücken

Viel Improvisation war beim Start in die Wintersaison gefragt.

Neuss. Der erste Sieger des ersten Renntages hieß Lovely Girl, ein Außenseiter. Um 14.30 Uhr wurde am Sonntag das Rennen gestartet - pünktlich. Dass es dazu kam, war trotz aller gegenteiligen Beteuerungen in den Tagen zuvor für einige Beteiligte eine leichte Überraschung. Tatsächlich aber ist nach einjähriger (Um-) Bauzeit und vieljähriger Diskussionen nun die neue Rennbahn eröffnet.

Neu ist Haus, das mit markantem Dach und ungewöhnlicher Farbgebung Akzente setzt. Bis am Sonntagmittag wurde gearbeitet, vor allem die Technik funktionierte nicht, wie sie sollte.

Rennverein-Geschäftsführer Bernd Koenemann, Buchmacher Michael Sieberts und Restaurant-Betreiber Markus von Werden jedenfalls wurden schmallippig bei der Frage, ob denn nun kurz vor dem Start alles geregelt sei.

In seinem Restaurant Equipe konnte der Event-Manager noch nicht punkten: Die Küche wird erst Ende nächster Woche angeliefert. Von Werden nahm es stoisch hin: "Das sind die Kinderkrankheiten bei so einem Projekt, ohne Improvisation geht es nicht." Biertische, Stühle, Garderoben - nur auf den letzten Drücker konnte halbwegs Ersatz herbeigeschafft werden.

Uneingeschränkt zufrieden zeigte sich Architekt Benedikt Stahl, der mit der Kamera die Szenerie im "Atelier" aufnahm, wie der Veranstaltungssaal nun heißen soll. Dichtgedrängt saßen hier die Besucher - ebenso wie in der alten Wetthalle, die mit dem Charme einer anheimelnden Garage rauchgeschwängert ebenfalls die Wetter anzog. 200.000 Euro Umsatz bescherten sie dem Rennverein.

"Wir sind immer gern nach Neuss gekommen, aber das Umfeld gefällt uns nicht, es ist zu verschachtelt", meint Gerd Schüttke, der aus Mülheim angereist war: "Unten kann man nichts sehen. Und auf dem Balkon ist zu wenig Platz."

"Für Events mag das passen, aber für Zuschauer ist das nicht ideal. Wenn das so bleibt, komme ich nicht mehr nach Neuss", ärgert sich Pferdefreund Klaus Hufnagel. Den Dortmunder stören Stolperfallen hin zum Geläuf und noch nicht befestigte Wege. "Freilich ist das hier kein Bilderbuchwetter, da fehlt die Tribüne von früher", sagt Nikolaus Kalodis.

Norbert Spanier verfolgt den Ausgang von Rennen 4, Favorit Remera siegt, doch nach dem Zieleinlauf stürzt ein Jockey. "Da bleibt nur zu hoffen, dass der Sand noch ausgetauscht wird", meint der Neusser. Neun Rennen bekamen die Sportfreunde zu sehen, dazu einen Kamel-Lauf, der viele Menschen anlockte, sich aber doch als unspektakulär erwies.

Bedauernd stellte Peter Müller, als Chef der städtischen Liegenschaften einer der Hauptverantwortlichen, am Nachmittag fest, dass es keine Zeit gefunden hatte, im ersten Rennen zu wetten: "Da hätten wir 100.000 Euro setzen müssen, und schon hätten wir die Kosten für das Projekt dringehabt", sagte er. Vielleicht nicht ganz: 7,5 Millionen Euro hat sich die Stadt alles kosten lassen. Im Mai soll der Park eröffnet werden.