Erft soll weitere Auen bekommen
Der Erftverband sieht in seinem „Perspektivkonzept Erft 2045“ vor, den Flussverlauf auch südlich und nördlich der Innenstadt zu renaturieren.
Grevenbroich. Die Erft bei Frimmersdorf wurde vor Kurzem entfesselt - am Fuß der Hochhalde ist eine neue Flusslandschaft entstanden. Auch in Innenstadtnähe hat der Erftverband schon Ideen zur Umsetzung seines sogenannten „Perspektivkonzepts Erft 2045“. In Stein gemeißelt ist die momentane Planung noch nicht, allerdings befindet sich der Erftverband in „positiven Gesprächen“ mit der Stadtverwaltung. Das grundsätzliche Konzept für die Renaturierung nördlich und südlich der Innenstadt sieht folgendes vor.
Christian Gattke, beim Erftverband für Flussbewirtschaftung zuständig
Eine wichtige Rolle spielt darin das Anlegen von Auen entlang des Flusses. „Es gibt zu wenig Auen in Deutschland“, stellt Christian Gattke klar, der beim Erftverband für die Flussbewirtschaftung zuständig ist. „Wir möchten an der Erft einen ökologisch hochwertigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen schaffen“, sagt Gattke. „Planungsabschnitt 12“ nennt sich der Bereich zwischen dem Wehr Gustorf und dem Wehr Grevenbroich. Dort, südlich der Innenstadt, ist eine der größten Veränderungen auf dem Grevenbroicher Stadtgebiet angedacht. Der Ist-Zustand laut Konzept: „Die Erft ist begradigt und regelprofiliert, die Ufer sind befestigt. Die Ökologie des Gewässers wird nachhaltig beeinflusst.“ Bedeutet: Der Fluss ist an vielen Stellen stark kanalisiert, es gibt kaum Flachwasserbereiche mit beruhigter Strömung. Noch verläuft die Erft relativ nah an unterschiedlicher Bebauung an Neuenhausen vorbei und auf Grevenbroich zu.
Im Konzept steht als Maßnahme die „Schaffung eines leitbildorientierten und naturnahen Gewässerverlaufes durch Neutrassierung eines neuen Erftverlaufes im taltiefsten Bereich der Aue.“ Das heißt, der Fluss wird künftig westlicher, also weiter von der Bebauung entfernt verlaufen. Die Erft soll sich durch die Landschaft schlängeln, dabei aber nicht immer im eigentlichen Flussbett bleiben. „Die Erft soll teilweise in die Landschaft ausufern können, so dass dort wechselfeuchte Gebiete entstehen“, erklärt Gattke. Dabei handelt es sich um die Auen, die eine Art Korridor um die Erft bilden. Der alte Gewässerverlauf soll zwischen Neuenhausen und Grevenbroich voraussichtlich komplett aufgegeben werden.
Weiter in Richtung Norden fließt die Erft durch die Innenstadt und vorbei an der Stadtparkinsel. Dort ist eine Renaturierung aufgrund der Bebauung kaum möglich. Im weiteren Verlauf, bei „Planungsabschnitt 10“, ist aber wieder genug Platz für weitere „Entfesselungs-Maßnahmen“. Das Gute am Ist-Zustand: Schon jetzt verläuft der Fluss in Schleifen, der aktuelle Gewässerverlauf soll so gut wie beibehalten werden. Laut Konzept steht allerdings das „Abflachen der Ufer“ auf dem Plan. Der Sinn dahinter: „So kann sich von ganz alleine eine Aue entwickeln, ohne dass wir künstliche Arme anlegen müssen“, sagt der Gewässerexperte. Wer beim Gedanken, dass ein Fluss über die Ufer tritt, Angst vor Hochwasser bekommt, den kann der Erftverband beruhigen: der Hochwasserschutz werde natürlich gewährleistet.
Anfang des kommenden Jahres möchten die Mitarbeiter des Erftverbandes den genauen Plan detailliert in Grevenbroich vorstellen. Dieser kann allerdings noch Abweichungen von der bisherigen Planung enthalten. „Wenn dann alle einverstanden sind, können wir danach die Unterlagen bei der Bezirksregierung Düsseldorf einreichen“, berichtet Gattke.
Bis zur Realisierung dauert es aber noch: Vor 2022/2023 sei nicht mit dem Beginn der Baumaßnahmen zu rechnen.