Erft soll wieder natürlich fließen

Ein Flussabschnitt an der Frimmersdorfer Höhe wird ausgebaggert, um den derzeit kanalartig geraden Verlauf kurvenreicher zu gestalten.

Foto: Erftverband

Grevenbroich. Am Fuß der Frimmersdorfer Höhe wird die Erft ausgebaggert. Der dort kanalartig verlaufene Fluss soll aus seinem schnurgeraden Bett befreit und naturnah ausgebaut werden — damit er sich zu einem artenreichen Lebensraum für Fische und Insekten entwickeln kann. Diese Aktion ist Bestandteil des Perspektivkonzepts zur Umgestaltung der Erft, die bis zum Jahr 2045 läuft. Der Plan: Zwischen Bergheim und Neuss soll sich das Gewässer künftig eigendynamisch entwickeln.

Bereits im Winter 2009/10 wurde im Rahmen eines Pilotprojekts ein 300 Meter langer Flussabschnitt an der Frimmersdorfer Höhe neugestaltet. „Nun wird diese Strecke um weitere 600 Meter verlängert“, sagt Christian Gattke, der beim Erftverband für die Flussbewirtschaftung zuständig ist. Ende März, spätestens Mitte April, soll das 100 000-Euro-Projekt abgeschlossen werden.

Christian Gattke, Erftverband

Bis dahin müssen Teile der Uferbefestigung aufgebrochen, Buhnen gebaut, Flachwasserzonen und Steilwände angelegt sowie Inseln in der Mitte des Gewässers aufgeschüttet werden. „Diese Maßnahme wird für ein deutlich höheres Artenspektrum sorgen“, ist sich Gattke sicher. Bei ähnlichen Projekten im Rhein-Erft-Kreis habe sich der Fischbestand innerhalb eines Jahres nahezu verzehnfacht — nicht nur bei Karpfen und Welsen, sondern auch bei Döbel, Ukelei, Gründling und Elritze. „Mit den Flachwasserzonen ist ein attraktiver Lebensraum entstanden, der insbesondere Jungfischen ein ideales Habitat bietet — sie finden dort zahlreiche Versteckmöglichkeiten“, sagt Gattke. Solche Bereiche seien noch selten im Verlauf des Flusses.

In Frimmersdorf muss der Erftverband allerdings mit gebremstem Schaum arbeiten. Die recht enge Lage des Flusses zwischen der Landstraße 116, der Eisenbahnlinie und der Hochhalde biete keine Möglichkeiten, „um eine komplett neue Erft zu bauen“, berichtet Gattke. „Deshalb müssen wir uns dort auf einen Umbau beschränken, der aber die Struktur deutlich verbessern wird.“

Andere, weitaus umfangreichere Planungen hat der Erftverband indes für den innerstädtischen Verlauf der Erft. Zwischen dem Stadtpark in Grevenbroich und der Mühle Kottmann in Wevelinghoven soll das Gewässer in den nächsten Jahren gänzlich aus seinem alten Bett geholt werden. „Wir wollen dort neue Schlingen anlegen, so dass sich der Fluss künftig durch die Landschaft schlängelt“, sagt Gattke. Die Planungen für das Projekt haben begonnen, erste Abstimmungsgespräche sind mit den zuständigen Behörden bereits geführt worden. „Bis dass der Bagger kommt, wird es allerdings noch einige Zeit dauern“, sagt der Gewässer-Experte aus Bergheim. Der Baubeginn werde voraussichtlich erst im kommenden Jahrzehnt sein.

„Das wird eine super schöne Maßnahme, die die stadtnahe Erholung in Grevenbroich deutlich aufwerten wird“, sagt Gattke, um Geschmack auf das Renaturierungs-Projekt zu machen. „Künftig wird es wesentlich spannender sein, dort spazieren zu gehen.“