Erinnerung an „katholischen Märtyrer aus Neuss“

Hubert Timmer starb 1944 in Haft. Ratsherr Kaumanns vermisst Würdigung in der Heimatstadt.

Foto: N.n.

Neuss. Gestern jährte sich zum 125. Mal der Geburtstag von Hubert Timmer, daran erinnert der CDU-Stadtverordnete Thomas Kaumanns in einem Schreiben. Timmer sei der einzige katholische Märtyrer aus Neuss, „der allerdings in seiner Heimatstadt fast unbekannt ist und nicht verehrt wird.“ Kaumanns merkt an, es sei an der Zeit, ihm auch in seiner Heimatstadt „die Ehre zu verschaffen, die ihm gebührt.“

Der am 4. Juni 1889 in Neuss geborene Hubert Timmer ist allerdings in der Stadt nicht vergessen. So erinnert ein Beitrag des Jahrbuchs „Novaesium“ von 1998 an den Mann, der bereits 1907 seine Heimatstadt verließ. Auch in der Wanderausstellung „Martyrer im Erzbitum Köln“ von Prälat Helmut Moll fand Timmer seinen Platz.

Der Kaufmann und christliche Gewerkschafter gründete im hessischen Butzbach eine Familie. Schon 1933 wurde Timmer wegen regimekritischer Äußerungen zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, im Jahr darauf kam er wieder in Haft. 1936 saß er in Schutzhaft im Konzentrationslager Dachau ein, wurde 1939 entlassen, kurz darauf als Zwangsarbeiter in Frankfurt ins Gefängnis gebracht. Entkräftet starb er dort im April 1944.

„Nach den Widerstandskämpfern Hermann Düllgen (KPD) und Franz Sistemich (SPD) beispielsweise wurden Straßen benannt. Und in der Rathauspassage ist ihnen ein Ort des Gedenkens gewidmet. Warum nicht dem einzigen katholischen Märtyrer?“, fragt Thomas Kaumanns.

Es ist nicht die erste Anregung, Timmer zu würdigen. Die Stadt hat bereits 2004 und 2006 auf Anfragen reagiert und auf die Grundsätze der Straßenbenennung verwiesen. So sollen zunächst historische Flur- und Ortsnamen erhalten werden. Werden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gewürdigt, sollten sie „mit dieser Stadt identifiziert werden können.“ Stadtarchivleiter Jens Metzdorf betont: Es würden in erster Linie die Menschen geehrt, die vor Ort wirkten, das gelte auch für diejenigen, deren Namen in das Gedenkbuch in der Rathauspassage aufgenommen wurden. Das Buch ehre Menschen, die „in Neuss lebten, wirkten und als Bürger dieser Stadt Zivilcourage zeigten“. Metzdorf weist allerdings auch darauf hin, dass über den Kulturausschuss Benennungen vorgeschlagen und beantragt werden können.

Derzeit werden die städtischen Grundsätze der Straßenbenennung von einer interfraktionellen Arbeitsgruppe unter Beteiligung des Stadtarchivs überarbeitet.