Stadtwerke: Razzia hält Stadt in Atem
Geschäftsführer der SWN der Untreue verdächtig. Napp warnt vor einem Schnellschuss.
Neuss. Am Tag nach den Durchsuchungen bei den Stadtwerken und drei Firmen, die für die Stadtwerke arbeiten, beherrschte das Thema am Mittwoch die Gespräche nicht nur an der Moselstraße und auf den Rathausfluren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Geschäftsführer der SWN und sieben weitere Beschuldigte aus Unternehmen wegen Bestechlichkeit, Untreue und Absprachen bei Ausschreibungen. Der Geschäftsführer soll die Firmen bevorzugt, überhöhte Rechnungen akzeptiert und selbst Leistungen angenommen haben.
Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert erklärte am Mittwoch, es gehe nicht nur um Tiefbauarbeiten, betroffen seien auch andere Bereiche bei den Stadtwerken. Auch die NBE, Neusser Bäder und Eissporthalle GmbH, sei in den Vorwürfen genannt. Ein anonymer Hinweisgeber hatte die Ermittler so detailliert informiert, dass sie einen Anfangsverdacht sehen.
Bürgermeister Herbert Napp, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke GmbH ist, hat für Freitag eine Sondersitzung der Gesellschafterversammlung einberufen. Bis dahin, so sagt er, solle es eine gesicherte juristische Meinung darüber geben, „was üblich, richtig und für die Gesellschaft notwendig“ ist. Es dürfe keinen Schnellschuss geben. „Das Schwerste ist jetzt, Ruhe zu bewahren, um im Interesse der Stadtwerke zu handeln, und dem politischen Druck, der kommen wird, zu widerstehen.“
Michael Klinkicht, Fraktionschef der Grünen, zeigt sich „von einem weiteren Korruptionsverdacht in der Stadt nicht wirklich überrascht“. Schon vor zehn Jahren habe seine Fraktion die Stelle eines Antikorruptionsbeauftragten beantragt. Das sei abgelehnt und erst Jahre später umgesetzt worden. Eine Kontrolle der städtischen Töchter durch das Rechnungsprüfungsamt finde nicht statt; ein Zustand, den die Grünen ändern möchten. „Das Thema wird in der Stadt vernachlässigt.