Etienne-Anbau: Grundstein gelegt

Das Krankenhaus in der Nordstadt errichtet für 33 Millionen Euro einen neuen Trakt mit Intensivstation. Zwei-Bett-Zimmer werden Standard.

Nordstadt. Was das Land dazu tue, reiche gerade mal für die Zinsen: Offene Kritik an dem Modell der Krankenhaus-Finanzierung hat gestern die Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau des Johanna-Etienne-Krankenhauses begleitet. Die St.-Augustinus-Kliniken investieren als Träger rund 33 Millionen Euro.

Foto: Woitschützke/Kirschstein

Formuliert wurde die Kritik von „Etienne“-Geschäftsführer Paul Kudlich, aber auch von Bürgermeister Reiner Breuer: „Ich hoffe, es ist nicht wie bei der Kreisumlage, dass am Ende die Kommune alles zahlen muss“, zog Breuer einen Vergleich. Doch die Kritik fand ihren Adressaten nicht. Landesgesundheitsminister Karl Laumann hatte die Teilnahme an der Feier kurzfristig abgesagt.

„Kalte Füße“ bekamen aber auch diejenigen, die bei minus fünf Grad trotzdem erschienen waren. Ihr Frösteln und Frieren kürzte Krankenhausseelsorger Jürgen Laß ab, der den Beweis antrat, dass sich Kirche auch beeilen kann. „Meine Predigt“, sagte er erkennbar gut gelaunt, „können Sie dann in der Festschrift zum 100-Jährigen nachlesen“. Bis dahin wäre der noch im Werden begriffene Neubau sicher schon zweimal renoviert und das Ein-Bett-Zimmer Standard, sagte er.

Die Anspielung passte, denn kaum etwas ist so in Bewegung, wie das Gesundheitswesen — und das ist auch an der Baugeschichte „Etienne“ ablesbar. Als das Krankenhaus vor 50 Jahren fertig wurde, erzählte Paul Neuhäuser vom Vorstand der St.-Augustinus-Kliniken, war das Drei-Bett-Zimmer mit eigenem Bad noch nicht selbstverständlich und das neu konzipierte Haus mit seinen auf Effizienz ausgerichteten Arbeitsabläufen richtungsweisend.

Den Bau des neuen Krankenhausflügels begleiten nun ähnliche Vorstellungen. Das Zwei-Bett-Zimmer werde Standard, betonte Neuhäuser — und zwar für Privatpatienten ebenso wie für den mittellosen Flüchtling. Und Kudlich ergänzte: „Wir werden neue Maßstäbe setzen in Sachen Komfort, bei den Arbeitsabläufen und der Patientensicherheit.“

Thorsten König vom Düsseldorfer Architektenbüro Sander/Hofrichter stellte im Detail vor, wie sich der viergeschossige Flügel, von dem bislang nur die Abmessungen des Kellers zu sehen sind, gliedern wird. Im Erdgeschoss entstehen neben einem Herzkathetermessplatz eine neue Intensivstation mit 16 Betten und zwei weitere Überwachungseinheiten mit jeweils 14 Betten. Das erste und das zweite Obergeschoss sind für Allgemeinpflegestationen vorgesehen, während Patienten im dritten Obergeschoss — gegen Aufpreis — Hotelkomfort genießen. Dort entsteht eine Pflegestation mit 26 und eine Wöchnerinnenstation mit sechs Betten. In der Summe sind das 192 Betten.

Ende 2019 soll der Neubau fertiggestellt werden, damit dann im Bestandsgebäude ebenfalls das Zwei-Bett-Zimmer als Standard eingeführt werden kann. Die Gesamtbettenzahl des Hauses erhöht sich dadurch nicht.

Als die Klinik in der Nordstadt fertig wurde, hatte es 400 Betten. Heute bewilligt das Land 415. Die seien derzeit — auch grippebedingt — voll belegt, sagt Kudlich. Er rechnete vor, dass bei 120 000 Belegungstagen in 2017 rein statistisch vier von fünf Neussern im vergangenen Jahr mindestens einen Tag im „Etienne“ verbracht haben. Ihnen gilt nach Neuhäusers Darstellung die Investition, die alleine der Krankenhausträger schultert: „Neben guter Therapie und Pflege braucht der Patient auch eine gute Atmosphäre.“