Facebookgruppe hilft bei Suche nach entlaufenen Tieren
Tierärztin Astrid Urlaub hat die Plattform gegründet, nachdem ihr Kater verschwunden ist. Heute gibt es 1000 Mitglieder.
Neuss. Astrid Urlaub spricht aus Erfahrung. Es war vor einigen Jahren, als ihr Kater Mogli eines Tages nicht mehr nach Hause gekommen ist und für sie die Ungewissheit begann. „Zuerst denkt man, dass dem Tier etwas passiert ist“, erzählt sie, „am schlimmsten ist aber, wenn man nicht weiß, was geschehen ist, wo er ist und wie es ihm geht. Wenn man jeden Tag darauf wartet, dass er doch wieder vor der Tür steht.“
Es war in jener Zeit, als Astrid Urlaub auf die Idee gekommen ist, die Facebook-Gruppe „Tiersuche Neuss“ zu gründen — für ihren Kater, aber auch für andere Neusser, die ihren geliebten Vierbeiner vermissen. Eine solche Möglichkeit fehlte bislang. Es sollte ein Zusatz zu der Suche der Tierärzte sein, die untereinander bei vermissten und gefundenen Tieren im Austausch stehen.
Astrid Urlaub ist selbst Tierärztin, sie leitet die Kleintierarztpraxis an der Schützenstraße in Neuss. Zuerst waren es Arzthelferinnen und Freunde, die der Gruppe beigetreten sind, bis sie zu einem Selbstläufer wurde. Mittlerweile zählt „Tiersuche Neuss“ knapp über 1000 Mitglieder.
Fünf bis zehn Beiträge sind es, die dort an einem Tag einlaufen: Geschrieben von Tierhaltern, die ihre Vierbeiner suchen oder Nutzern, die ein Tier entdeckt haben. In den Kommentarspalten geben andere Menschen Hinweise — zum Beispiel, wenn ein Tier gesichtet wurde, das zumindest Ähnlichkeit hat. „Manchmal kommt uns auch der Zufall zu Hilfe, jemand schreibt, dass er eine Katze gefunden hat und der Besitzer meldet sich direkt“, erzählt Astrid Urlaub. Sie verfolgt das Geschehen in der Gruppe — zwei Mal am Tag prüft sie, ob sich unter den Beiträgen keine Werbung oder Verkaufsanzeigen befinden.
Astrid Urlaub, Gründerin der Facebookgruppe „Tiersuche Neuss“
Dabei beobachtet sie auch den Verlauf. Denn immer wieder finden sich zwischen all den Gesucht- und Gefunden-Beiträgen auch Meldungen von glücklich wiedervereinten Mensch- und Tierpaaren. „Wir haben in der Gruppe eine Rückführungsquote von mehr als 70 Prozent“, sagt Astrid Urlaub. Auch ihren Mogli hat die Tierärztin damals durch Hinweise nach eineinhalb Jahren wiedergefunden. In acht Kilometer Entfernung hielt er sich auf. „Ich gehe davon aus, dass er bei anderen Menschen untergekommen ist und dann wieder freigelassen wurde“, sagt sie. Dadurch, dass er einen Chip hatte und registriert war, konnte schnell bestätigt werden, dass es sich bei dem grauen Karthäuser, um ihren Kater handelt. Die Freude war natürlich riesengroß.
Meistens seien es Katzen und Hunde, die in der Gruppe gesucht werden, aber auch Wellensittiche und Papageien habe sie darin schon gesehen. „Das ungewöhnlichste Tier war eine Schildkröte, die auf einmal im Teich meiner Nachbarn aufgetaucht ist“, erzählt sie, „leider konnten wir den Besitzer nicht finden.“
Auch in ihrer Praxis hält sie die Augen offen: Wenn sich Tierhalter auffällig verhalten, unsicher im Umgang mit dem Tier sind, nicht wissen, wie alt es ist oder wann es zuletzt geimpft wurde, fragt sie freundlich nach. Manchmal stelle sich dann heraus, dass sie das Tier gefunden haben. „Oft ist es keine böse Absicht, manche kommen gar nicht auf die Idee, dass die Katze anderswo eventuell vermisst wird.“