Ferien: Seele auftanken am Ort der Stille

Lkws rauschen vorbei. Doch der Andachtschor übertönt den Lärm der Autobahn. In St. Raphael hat Monsignore Robert Kleine den Reisesegen erteilt.

Rhein-Kreis Neuss. Die kleine Kapelle mit dem grünen Kupferdach an der Autobahnraststätte Nievenheim füllt sich rasch. Das Tönen der Lkws und das Rauschen der A57 werden bald vom Chor der Andachtsbesucher übertönt. Viele sind aus den umliegenden Ortschaften in die Kapelle St. Raphael gekommen, um von Monsignore Robert Kleine den Reisesegen zu empfangen, den er im Zuge des bundesweiten "Aktionstages Autobahnkirchen" spricht.

Erzengel Raphael ist Schutzpatron der Pilger

Andere kommen von entfernten Gemeinden in die kleine Autobahnkappelle. "Ich habe in der Kirchenzeitung von dem Aktionstag erfahren und diese Kapelle war die, die unserem Wohnort am nächsten ist", sagt Elisabeth Brügge aus Bergheim. Mit ihrem Sohn Tobias, der wegen einer Muskelschwund-Krankheit im Rollstuhl sitzt, hat sie den Tag daher zu einem Ausflug in die Kapelle St. Raphael genutzt. "Das passt gut, weil der Erzengel Raphael in der biblischen Geschichte als Reisebegleiter von Tobias aus Ninive auftritt", erklärt die Bergheimerin, die wie ihr Sohn im Kirchenchor singt. Spontan entschlossen, an der Andacht teilzunehmen, haben sich Harald und Resi Sucko aus Mönchengladbach. "Ursprünglich wollten wir zur Autobahnkapelle an der Raststätte Geismühle besuchen. Da wir noch Zeit hatten, sind wir weiter gefahren", erklärt Resi Sucko. In den Urlaub geht es für die beiden zwar in nächster Zeit nicht, aber unterwegs sind sie dennoch viel. Das Ehepaar gehört zu den wenigen, die von außerhalb zur Kapelle gekommen sind. Die meisten Teilnehmer sind aus der Kirchengemeinden Delrath, Nievenheim und Stürzelberg. "Wenn eine spezielle Andacht in der Kapelle stattfindet, sind wir mit dem Betreuerteam aus der Gemeinde immer hier", sagt Helmut Reeken aus Delrath. Das Betreuerteam kümmert sich mit rund zehn Leuten darum, dass immer Kerzen in der Kapelle brennen, sorgt für Ordnung und leert den Opferstock. "Der Gang in die St. Raphael Kapelle ist für uns eine Möglichkeit, einen Moment der Stille zu genießen und unseren Glauben zu bekennen", sagt Reeken.

"Viele kommen eher zufällig an einer Autobahnkapelle vorbei"

"Diese Kapelle ist ein Ort, an dem die Seele aufgetankt werden kann", sagt Monsignore Robert Kleine in der Predigt. Er ist Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat Köln und weiß, wie wichtig ein solcher Ort der Stille ist: "Meistens kommen die Menschen eher zufällig an einer Autobahnkapelle vorbei und nutzen sie ein paar Minuten, um sich auf ihre Reise vorzubereiten oder das auf der Fahrt Erlebte zu verarbeiten." Unter den Gesegneten sind zwei Menschen, die ihm besonders am Herzen liegen: seine Eltern, Hermann-Josef und Renate Kleine. "Wir fahren öfters Autobahnkapellen an", sagt Vater Kleine. Die nächste Reise führt allerdings mit dem Flugzeug nach Prag. Im Gepäck wird dann die kleine Schutzplakette des Heiligen Raphael dabei sein.