Protestaktion: 400 Kilometer auf blanken Sohlen

Demian Kleinert und Matthias Scharpenberg laufen barfuß und ohne Geld auf einer 400 Kilometer langen Strecke von Otzenrath bis Paderborn.

<strong>Rhein-Kreis Neuss. Ruinen ragen wie abgebrochene Zähne in die Luft, das Land verbreitet einen Charme, der irgendwo zwischen Mondlandschaft und den tiefen Schluchten der Rocky Mountains liegt. Die letzten Bauwerke Otzenraths werden bald nur noch Geschichte sein, abgerissen für den Tagebau zwischen Garzweiler I und II. Zwischen den Abraumbaggern und vom Regen unwegbar gewordenen Matschhügeln steht ein kleines, grünes Zelt. Hier gibt es Kaffee und Reisbrei. Einige Menschen stapfen barfuß durch das regennasse Gras einer Obstwiese. Eine Obstwiese mit Zelt, zwischen Geisterstädten und Tagebaugebiet? "Wo wir stehen, soll bald ein 180 Meter tiefes Loch sein, wenn es nach RWE geht", erklärt BUND-Sprecher Dirk Jansen. Dem Umweltschutzverband gehört die kleine grüne Insel inmitten der unwirtlichen Gegend. Gerichtlich kämpft der BUND gegen die Zwangsenteignung. Ein idealer Platz für den Start des "Laufs der Kontraste".

Über die Erlebnisse wird ein Internettagebuch geführt

Demian Kleinert und Matthias Scharpenberg gehen auf einen 400 Kilometer langen Marsch - barfuß und mit nur wenigen Euro in der Tasche. Der Weg führt sie von "der größten CO²-Schleuder zur Windenergie-Region Nr. 1", wie sie sagen von den Braunkohlekraftwerken in Grevenbroich in den Windpark nach Paderborn. Im Internet werden sie über ihre Erlebnisse und Beobachtungen Tag für Tag berichten und drei Wochen lang einen neuen "Kontrast des Tages" aufzeigen. Ohne Geld und zu Fuß unterwegs - das ist weder für Demian Kleinert noch für Matthias Scharpenberg ein unbekanntes Unterfangen. Der 19-jährige Demian Kleinert ist für den BUND schon drei Wochen bargeldlos durch Schweden gereist. "Als der BUND anfragte, ob ich bei diesem Projekt starten will, habe ich sofort ja gesagt", erinnert sich der angehende Kunststudent. Matthias Scharpenberg, 20 Jahre alt, ist vor kurzem aus Japan zurückgekehrt. Zwei Wochen ist er dort ohne Reisekasse durch das Land getrampt. "Es trifft mich also nicht unvorbereitet", grinst er. Zum ersten Mal wollen beide allerdings das Wandern ohne Schuhe angehen. "Wir möchten bei dieser Art des Reisens die Kontraste geistig, aber auch körperlich erfahren", begründet Scharpenberg den Entschluss. Der 400-Kilometer-Lauf ist ein Projekt innerhalb des landesweiten Wettbewerbs "Land der Kontraste" für 15- bis 25-Jährige.

"Im vergangenen Jahr, zur Premiere des Wettbewerbs, haben wir schon einmal mit zwei Wanderern einen solchen Lauf veranstaltet, allerdings mit einer anderen Strecke", erzählt Anke König, die den Event für den Jugend-BUND NRW organisiert hat.

Und plötzlich sind Demian Kleinert und Matthias Scharpenberg weg, zwischen Abraumbaggern und Erdhügel verschwunden. Weitere Informationen zum Wettbewerb und Tagebuch auf