Jeder ist einmal der Jüngste

Seit einem Jahr werden an der Matthias-Claudius- Schule die Kinder jahrgangsübergreifend unterrichtet. Wie funktioniert das?

Kaarst. Heute ist ein wichtiger Tag für 49 Kinder an der Matthias-Claudius-Schule: Für sie beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Sie erhalten ihren Zeugnisse und verlassen die Grundschule.

Nach einem Jahr zieht Ulrike Bombeck eine positive Bilanz. "Zwar war das Jahr sehr arbeitsintensiv, aber es hat sich gelohnt." Die Lehrer konnten bei der Umstellung auf einige Erfahrung zurückgreifen. Zwei Klassen werden seit neun Jahren jahrgangsübergreifend unterrichtet. Seit einem Jahr lernten alle 210 Kinder in acht so genannten Mischklassen.

Ausschlaggebend für die Umstellung sei das neue Schulrecht gewesen, in dem der Bildungs- und Erziehungsauftrag definiert ist: "Im Unterricht ist Lernfreude zu fördern und zu erhalten. Schüler sind anzuregen und zu befähigen, Strategien und Methoden für lebenslanges Lernen zu entwickeln. - Wir denken, dass wir das mit dem jahrgangsübergreifenden Unterricht am Besten leisten können", erläutert die Schulleiterin.

In den Mischklassen verbringen die Schüler von sechs bis zehn Jahren mehrere Stunden bei der so genannten Freiarbeit miteinander. In dieser Zeit lernen sie in Gruppen oder alleine. "Sie bearbeiten Unterrichtsmaterial, das auf ihren individuellen Leistungsstand und Interessen abgestimmt ist", erklärt Bombeck.

Nicht ungewöhnlich ist, dass auch Eltern im Unterricht dabei sind. "Sie unterstützen in Abstimmung mit den Lehrern Projekte, die Computernutzung oder begleiten bei Ausflügen", erläutert Corinna Weyers, Vorsitzende der Schulpflegschaft. Eltern, die möchten, können sich in der Matthias-Claudius-Schule aktiv einbringen: ob im Unterricht oder im Förderverein, der neue Schul- und Lernmaterialien anschafft.

In der Freiarbeit benutzen die Schüler auch Materialien des vorherigen oder nächsten Schuljahres. "Dabei übernehmen die Lehrer eine begleitende und unterstützende Rolle. Gemeinsam im Team beraten wir, wie das jeweilige Kind am Besten gefördert wird", erläutert die Schulleiterin.