Flüchtlinge sollen Ende 2015 in die neue Unterkunft ziehen
Bei einem Info-Abend im Haus der Lebenshilfe informierte die Verwaltung interessierte Bürger.
Kaarst. Die Erdarbeiten haben bereits begonnen und zum Jahresende sollen die ersten Flüchtlinge in das Gebäude einziehen, das in Modulbauweise errichtet wird. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Haus der Lebenshilfe. Leiterin Ingrid Lipgens hatte es jetzt für eine Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt. Rund zwei Dutzend Menschen kamen, um sich informieren zu lassen, um Fragen zu stellen, aber in Einzelfällen auch, um ihr Unbehagen auszudrücken.
Es sollte rund eine Stunde dauern, bis sich die ersten Skeptiker zu Wort meldeten. Da war zum Beispiel die Mutter eines Sohnes, der im Haus der Lebenshilfe wohnt: „Die Menschen hier brauchen auch ihre Nachtruhe“, gab sie zu bedenken. Die Anwohner befürchten Lärmbelästigungen vor allem dann, wenn in die zu errichtende Flüchtlingsunterkunft vorrangig alleinlebende Männer einziehen.
Ingrid Lipgens geht davon aus, dass die Stadt ihr helfen würde, falls es dort tatsächlich zu Lärmbelästigungen kommen sollte. Sozialdezernent Sebastian Semmler erklärtem, die Stadt habe auf die Zuweisungen keinerlei Einfluss. Eine besorgte Frau berichtete von einer Freundin aus Neuss: „Sie lebt in der Nähe einer großen Flüchtlingsunterkunft und hat Angst, vergewaltigt zu werden, fühlt sich nachts auf den Straßen nicht mehr sicher.“
Semmler nimmt solche Ängste ernst: „Es darf niemand als fremdenfeindlich abgestempelt werden, nur weil er Angst hat.“ CDU-Ratsherr Rainer Milde mahnte: „Wir sollten Ängste nicht herbeireden.“ SPD-Ratsfrau Anneli Palmen zeigte sich ebenfalls sehr optimistisch: „Der Arbeitskreis Asyl und viele andere Ehrenamtler unter anderem aus Sportvereinen und der Schützenbruderschaft bringen sich ein, um Integration zu ermöglichen. Wir sollten diese Herausforderung mit gutem Mut wuppen“, sagte sie.
Sebastian Semmler, der mit seiner Familie in der Nähe der Flüchtlingsunterkunft an der Vom-Stein-Straße in Büttgen wohnt, erklärte Folgendes: „Dass es so ruhig sein würde, hätte ich im Vorfeld nicht erwartet.“ Es gebe „keinen Lärm und keine Vermüllung“. Die Flüchtlinge nähmen demütig die nicht gerade üppigen Wohnverhältnisse an.
Über diese Wohnverhältnisse informierte die Technische Beigeordnete Sigrid Burkhart: „Die Flachdachmodule bekommen ein flach geneigtes Dach, auf dem eine Photovoltaikanlage für die Warmwasserversorgung installiert wird.“ In den nächsten Tagen werde ein Kanalanschluss von der Wattmannstraße hin zu dem betreffenden Grundstück hergestellt. Und: „Die Module werden ab Mitte November geliefert, Ende des Jahres werden dort die Menschen einziehen.“ Sie werden dort in Mehrbettzimmern leben, sich selbst verpflegen und für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen haben. Es wird Gemeinschaftsküchen, Gemeinschaftsräume und Gemeinschaftsduschen geben — und ein befestigtes Außengelände.