Grevenbroich: „Keine Schlamperei am Bau“

RWE-Unfall: An dem Unglück, das im Oktober 2007 drei Tote forderte, trägt laut dem Staatsanwalt kein Mensch eine Schuld.

Grevenbroich. Für den Unfall, der im Oktober 2007 auf der Kraftwerks-Baustelle in Grevenbroich-Neurath drei Tote forderte, wird sich niemand vor Gericht verantworten müssen. Nach über einem Jahr Ermittlungsarbeit hat die Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach das Ermittlungsverfahren eingestellt.

"Es hat sich herausgestellt, dass die Unterkonstruktion des Gerüstes bei dem Unfall zusammengebrochen ist. Die Verbindungselemente waren für ein so großes Gerüst zu schwach ausgelegt. "Die Tragfähigkeit dieser Bauteile ist von allen Beteiligten falsch eingeschätzt worden", sagte Staatsanwalt Lothar Schroeter von der Gladbacher Staatsanwaltschaft.

"Es handelt sich um einem tragischen Unglücksfall, für den keiner individuell verantwortlich ist. Dass die Verbindungselemente zu schwach waren, war für keinen Ingenieur vorhersehbar", sagt Schroeter. Erst die Analysen nach dem Unfall hätte diese Unterdimensionierung offen gelegt.

Allerdings spricht die Staatsanwaltschaft von einer "ungewöhnlichen, in der Fachwelt nicht hinreichend bekannten Stabilitätsproblematik". Die Erkenntnisse des Gutachtens werden jetzt bei den Bauarbeiten in Grevenbroich berücksichtigt und bereits fertiggestellte Bauwerke verstärkt, wo dies nötig ist.

Die Gutachten zeigen laut Staatsanwalt Schroeter eines ganz deutlich: "Es hat keine Schlamperei gegeben." Alle Sicherheitsbestimmungen und Qualitätsanforderungen seien eingehalten worden.

Ungewöhnlich war in diesem Ermittlungsverfahren, dass keiner der Verletzten und kein Angehöriger der drei verstorbenen Arbeiter Anzeige erstattet hatte. So hatten die Opfer in dem Ermittlungverfahren keine Stimme.

"Dennoch war uns bei den Ermittlungen jederzeit bewusst, dass es bei diesem Unglück Tote gegeben hat. Unsere Prüfung ist immer Bewusstsein erfolgt, dass es Opfer gegeben hat", sagte Staatsanwalt Schroeter im Gespräch mit der WZ.

"Wir begrüßen es, dass die Ursache jetzt geklärt werden konnte. Die Kollegen, die bei diesem Unglück ihr Leben lassen musste, werden wir nie vergessen", sagte RWE-Sprecher Manfred Lang.