Neuss: Schüler stiften Stolperstein , der an NS-Zeit erinnern soll

Das Schicksal Emil Lehmanns bewegte die Zehntklässler der Janusz-Korczak-Gesamtschule so sehr, dass sie für ihn die Klassenkasse plünderten und einen Stolperstein stifteten.

Neuss. Emil Lehmann ist 77, als er seine Heimat Neuss verlassen muss. Sein Leben lang hat der 1865 geborene jüdische Kaufmann mit seiner Familie in der Stadt gelebt und am Büchel 5 ein Textilgeschäft geführt. Im Mai 1942 wird er nach Weißrussland deportiert und dort unmittelbar nach seiner Ankunft erschossen.

Das Schicksal Emil Lehmanns bewegte die Zehntklässler der Janusz-Korczak-Gesamtschule so sehr, dass sie für ihn die Klassenkasse plünderten und einen Stolperstein stifteten.

Am Montag verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig diesen und weitere Steine in Neuss. Seit 2005 hat er an 14 Stellen 38 Messingplatten in die Gehwege der Stadt eingesetzt - an Orten, an denen einst politisch verfolgte Menschen lebten.

Sie erinnern mit kurzen Informationen an die Opfer des Nationalsozialismus. Passanten sollen dadurch sozusagen über die Schicksale der vielen Opfer der NS-Diktatur "stolpern".

Jeder Stein kostet 100 Euro und wird von Sponsoren finanziert. Die drei Steine, die Demnig am Montag am Büchel verlegte, setzen ein Denkmal für Emil Lehmann, seine Tochter Marianne Hirsch und seine Enkelin Ruth, die dort bis zu ihrer Ermordung 1942 lebten.

"Die Steine sind eine kleine Wiedergutmachung. Damals haben alle weggeguckt und wollten nichts von dem Schicksal Lehmanns und all den anderen wissen. Weggucken geht jetzt nicht mehr, die Steine fallen ins Auge", sagt Nikolas (16).

Er und seine Mitschüler haben die Biografie Emil Lehmanns im Geschichtsunterricht durchgenommen. Während Gunter Demnig die Stolpersteine mit einem Meißel in den Gehweg setzte, lasen Texte zu Lehmanns Geschichte vor. Viele Passanten blieben stehen und hörten zu.