Rhein-Kreis Neuss: Senioren bald in der Übermacht

Gesellschaft: Politik und Verwaltung müssen sich Gedanken machen: Die Zahl der über 80-Jährigen wird sich in 20 Jahren fast verdoppeln.

Rhein-Kreis Neuss. Die Bevölkerung in der Stadt Neuss und im Rhein-Kreis wird in den nächsten Jahren fast schlagartig älter. Lag die Zahl der über 80-Jährigen 2006 noch bei 5970 Menschen in Neuss, werden es in 17 Jahren schon 10389 Männer und Frauen sein. Ähnlich ist die Entwicklung im Rhein-Kreis Neuss: Betrug die Zahl der über 80-Jährigen im gesamten Kreis 2006 genau 17691, werden es im Jahre 2025 nahezu doppelt so viele sein: 33283Menschen.

Das ist das Ergebnis der neuen Bevölkerungsvorausberechnung der Bertelsmann-Stiftung, die nicht ohne Bewertung des nun vorliegenden Zahlenmaterials bleibt: "Kommunen mit diesem Trend müssen nach Auffassung der Stiftung rasch umsteuern, weil beispielsweise durch den höheren Pflege- und Betreuungsaufwand altengerechte Wohn- und Infrastrukturangebote aufgebaut werden müssten.

Die Stadtverwaltung ist bei diesem Thema nicht untätig. Bereits vor Jahren gab es erste Anläufe, die Lebenssituation der Senioren in der Stadt zu erforschen (siehe Kasten "Wohnen im Alter").

Neben Wohnprojekten machen sich Kommunalpolitiker in anderen Städten des Kreises auch Gedanken, wie sie dem Mobilitäts- und Bewegungsbedürfnis der Senioren gerecht werden können. Die Grünen in Kaarst und die SPD in Meerbusch hatten kürzlich so genannte Seniorenspielplätze beantragt. Allerdings werden diese Vorhaben eher noch auf die lange Bank geschoben.

Aus der Statistik geht allerdings hervor, dass sich der dramatische Anstieg der Altersgruppe über 80-Jähriger in den Jahren 2020 bis 2025 wieder stark abschwächt: Der Zuwachs beträgt in diesem Zeitraum in Neuss nur 215Menschen, im Rhein-Kreis 1074.

Im krassen Widerspruch zum starken Zuwachs der ältesten Menschen in der Gesellschaft steht die Entwicklung der jungen und jüngeren Bevölkerungsschichten. Abnahmen gibt es beispielsweise bei Neugeborenen und Kleinkindern. In Neuss wird die Gruppe der Null- bis Zweijährigen bis 2025 von 4326 auf 4141 Jungen und Mädchen zurückgehen, im Kreis von 11360 auf 10234. Städte und Kommunen im Kreis sprechen deshalb nun von einem Wettbewerb untereinander, um Familien genau für ihren Wohnort zu begeistern. Eine Stellschraube, an der die Kommunalpolitik zurzeit dreht, sind die Gebühren für die Kindertagesstätten. Ein ähnlicher Rückgang wie bei den Jüngsten der Gesellschaft wird auch in der Altersspanne zwischen drei und 25 Jahren erwartet.

Auch die Wirtschaft in Neuss und im Kreis muss sich auf immer ältere Arbeitnehmer einstellen. Während die Gruppe der 25- bis 44-Jährigen in den kommenden fast 20 Jahren deutlich zurückgeht (in Neuss von 43074 Männer und Frauen auf 37551; im Kreis von 122334 auf 100175), wird die Gruppe der 45- bis 64-Jährigen umgekehrt deutlich ansteigen (in Neuss von 39914 auf 42486; im Kreis von 120537 auf 124602 Menschen). Auch hier werden Fragen zu beantworten sein. Beispielsweise: Woher kommt der Nachwuchs für den Arbeitsmarkt?