Heer scheitert an Zonser Mauer
Der nachgespielte Sturm auf Zons lockte viele Familien in die Zollfeste.
Zons. Fechtunterricht mit Daniel, der sie am Fuße des Juddeturms den Umgang mit Schwert und Buckelschild lehrt, oder doch die schöne Armbrust aus Pinienholz, die Papa hat springen lassen: Was beeindruckender war, ist schwer zu sagen, aber in jedem Fall hatten Adrian und David jede Menge Spaß auf dem Mittelaltermarkt, der den „Sturm auf Zons“ flankierte. Auch Papa Michael Bison, als Geschäftsführer der Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dormagen (SWD) Mitveranstalter des Spektakels, zog ein positives Fazit. Man habe das Format mit der Zonser Garnison weiterentwickelt und sich gesteigert, sagt er: „Es gab abwechslungsreiche Stände, mehr Kinderprogramm, das haben die Besucher auch honoriert.“
Bernd, Besucher aus Hilden
Mit der nunmehr dritten Auflage ist der „Sturm auf Zons“ nach rheinischem Verständnis Brauchtum. Oder „Bremer Recht“, wie Reiner Meister die Statuten seines Wohnortes zitiert. Er bot, wie viele der Händler, hölzerne Waffen im Spielzeugformat feil. Darunter als einziger aber auch Schwerter mit rosa umwickeltem Schaft nebst pinken Schilden, die Krone oder Einhorn zierten. „Ein Freund von mir hat die für seine Töchter gemacht, jetzt habe ich sie ins Sortiment genommen“, sagt der groß gewachsene Mann im groben Leinengewand und lacht. Auf dem Gelände der Burg Friedestrom gab es selbst gemachte Seifen, Original English Fudge in Sorten wie Lemon Sherbet, Knöpfe aus Zinn, Notizbücher mit kunstvoll verziertem Ledereinband, Schmuck, aber auch ritterliche Ausrüstung von der Panzerfaust bis zur eisernen Speerspitze mit Widerhaken, und Gewandungen.
Dazu natürlich Speis und Trank, vom deftig belegten Ofen-Brot bis zum Cidre mit Cranberry-Saft. Rund 50 Stände verteilten sich auf dem Areal - deutlich mehr als im vergangenen Jahr und in so gelungener Anordnung, dass Spiel, Shopping und der Schoppen auf beschatteten Bänken sich familienfreundlich ergänzten. „Das Ambiente hier ist einfach super“, befand Bernd aus Hilden, der Schwägerin Claudia im Schlepptau hatte: „Sie liest leidenschaftlich gerne Mittelalterromane.“ Der ideale Platz für Claudia war also das Heerlager vor der südlichen Stadtmauer, wo die historischen Gruppen — nahezu 300 Personen — Besuchern gerne und kostenfrei mittelalterliche Lebensweise demonstrierten. „Am Freitag hatten wir acht Schulklassen zu Gast“, berichtet Wolfgang Göddertz, Hauptmann der Zonser Garnison und spiritus rector des Sturms auf Zons. Die (gescheiterte) Erstürmung der Zonser Stadtmauern durch das Burgunderheer Karls des Kühnen im April 1475 ist zentrales Element der Veranstaltung.
Der Schaukampf mit Kanonen, Schwertern und Langwaffen, aus dem die Zonser Garnison siegreich hervorgeht, zog an beiden Tagen an die 2000 Zuschauer an. Die Schaulustigen waren zumindest am Samstag nicht ganz so standhaft wie die schwer gerüsteten Darsteller: Viele flüchteten noch während der Schlacht vor der gleißenden Sonne.