Heinz Günther Hüsch über Schavan: „Vom Gewissen bestimmt“
Heinz Günther Hüsch über die bedrängte Ministerin.
Neuss. Der Tag danach. Bildungsministerin Annette Schavan erklärt in Südafrika, sie werde gegen die Aberkennung ihres Doktortitels durch die Universität Düsseldorf klagen. Bundeskanzlerin Angela Merkel betont, sie habe „volles Vertrauen“ in ihre enge Vertraute. Gleichzeitig werden bereits Namen von Nachfolgern gehandelt. Und in Neuss erklärt Heinz Günther Hüsch, er stehe unbedingt hinter der Ministerin.
Der CDU-Politiker (83) und Jurist kennt Annette Schavan seit 40 Jahren. Damals wurde die CDU auf die in Jüchen geborene Schülersprecherin des Nelly-Sachs-Gymnasiums aufmerksam. Die junge Annette ging in die Schüler-Union, dann zur Jungen Union, schließlich wurde sie 1982 in den Stadtrat gewählt.
„Ich kann schon sagen, dass ich sie politisch mitentdeckt und gefördert habe“, sagt Hüsch, damals CDU-Vorsitzender. Befreundet mit Tochter Uta, war Annette Schavan oft im Hause Hüsch anzutreffen. Auch während des Studiums hielt sie engen Kontakt zu Uta Hüsch.
„So wie ich sie damals kannte, war sie eine vom Gewissen bestimmte junge Frau“, sagt Hüsch in der Rückschau und ist sicher: „Es widerspricht einfach ihrem Charakter, eine Dissertation auf Täuschung anzulegen.“
Damit bezieht sich der Jurist, der mehr als 50 Jahre als Kommunalpolitiker, außerdem als Landtags- und Bundestagsabgeordneter aktiv war, auf die Begründung im Urteil der Universität Düsseldorf. Dort heißt es, „dass die damalige Doktorandin systematisch und vorsätzlich über die gesamte Dissertation verteilt gedankliche Leistungen vorgab, die sie in Wirklichkeit nicht selbst erbracht hatte“.
Hüsch sieht als Jurist aber auch gravierende rechtliche Fehler im Verfahren. So hätte sich Schavan unter anderem erst viel zu spät äußern können. Ein Rücktritt ist für Heinz Günther Hüsch keineswegs notwendig. Er werde Annette Schavan eine Mail schreiben, sagte er am Mittwoch, nicht die erste zu diesem Thema. „Sie wird nur drei Worte umfassen: ’Liebe Annette: kämpfen!’“