Herbert Napp kritisiert die Kandidatur Thomas Nickels
Napp wirft der Neusser CDU vor, programmatisch nicht auf dem Stand einer modernen Großstadtpartei zu sein.
Neuss. Die CDU in Deutschland soll insgesamt jünger, bunter und weiblicher werden, doch ihr Neusser Stadtverband ist nach Überzeugung von Bürgermeister Herbert Napp weit von diesem Ziel entfernt. „Konservativ, sehr konservativ“, ist seine Meinung über seine Partei, die „programmatisch nicht auf dem Stand einer modernen Großstadtpartei“ sei und auf den falschen Bürgermeisterkandidaten gesetzt habe. „Bei aller Wertschätzung für Thomas Nickel“, fügt Napp hinzu. „Er repräsentiert das nicht.“
Napp hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. In einer Situation, in der sich selbst ein CDU-Urgestein wie Heinz Günter Hüsch nicht öffentlich zur Situation seiner Partei äußern möchte, hält er dem Parteivorstand, der sich mit der Benennung der Ursachen für diese Niederlage schwertut, dessen Fehler vor: „Wenn es trotz Satzung nicht gelingt, eine stellvertretende Vorsitzende zu wählen, ist das ein Affront gegen alle Frauen“, sagt er in Erinnerung an die Mitgliederversammlung im März. Bei der Kommunalwahl im Vorjahr sei versäumt worden, jüngere Kandidaten nach vorne zu stellen, fügt er hinzu. „Und bunt sind wir auch nicht.“
„Wir werden die Niederlage bei der Bürgermeisterwahl schonungslos aufarbeiten. Wie Partei und Fraktion sich aufstellen, wird von den Mitgliedern und Stadtverordneten entschieden“, schrieb der Parteivorsitzende Jörg Geerlings gestern in einer Pressemitteilung. Das soll auf der Mitgliederversammlung am 30. September passieren.
„Es gibt auch bei uns einige, die sagen: So kann es nicht weiter gehen“, gibt Helga Koenemann einen Lagebericht aus der Fraktion. Doch am Dienstag habe es kein Säbelrasseln gegeben. „Daran erkennt man die erfahrenen Mitstreiter“, sagt die Fraktionsvorsitzende nach dieser Sondersitzung. Stattdessen wurden Positionen festgezurrt. Die schon zu hörenden Rufe nach einer Großen Koalition bleiben Einzelmeinung. „Wir machen im Bündnis mit den Grünen weiter“, sagt Koenemann. Das dürfe nicht als Blockadebündnis gegen den neuen SPD-Bürgermeister Reiner Breuer verstanden werden. „Das bringt uns ja auch nicht weiter“, sagt sie und schiebt nach: „Den Posten des Sozialdezernenten beanspruchen wir für uns.“ Das hatte die SPD auch schon getan.
Währenddessen positioniert sich der unterlegene CDU-Kandidat Nickel neu. Auf seiner Facebook-Seite widersprach er gestern Berichten über seine politische Zukunft: „Medienberichte, es sei entschieden oder erklärt worden, ich behielte alle meine Ämter, sind falsch“, schrieb er dort. Dass er Erster Stellvertretender Bürgermeister bleiben will, will er auf einmal nicht mehr gesagt haben. „Darüber hat die CDU-Fraktion zu entscheiden“, sagte er gestern auf Nachfrage, bestätigt jedoch, sein Ratsmandat bis zum Ende der Wahlzeit ausüben zu wollen.