Hombroich: „So viele weinen jetzt“
Museumsgründer: Trauer nach dem Tod von Karl-Heinrich Müller
Neuss. Es ist ein Novembertag, der sich an keine Regel halten mag. Grauer Himmel und Nieselregen erzeugen melancholische Stimmung, dann bricht die Sonne durch und spiegelt den Turm im Teich. Ein ganz normaler Tag auf der Museumsinsel Hombroich. Schülergruppen, Einzelbesucher, die Caféteria ist gut gefüllt. Doch es ist kein normaler Tag.
Schon im Eingang drehen sich die Gespräche um Karl-Heinrich Müller. "Unfassbar", heißt es immer wieder. Völlig unerwartet ist der Gründer der Museumsinsel, ihr Mentor, Spiritus rector oder die gute Seele, am Montag gestorben.
"Grand Malheur", sagt Karl Bretschneider, der im Regen unterwegs ist. "Da stehen nun ein paar große Schuhe, in die kaum jemand hineinpassen wird." Der Freund und Förderer der Insel ist sich sicher: je mehr sich die Gedanken in die Zukunft richten, desto mehr werde man an Karl-Heinrich Müller denken. Er selbst erinnert sich an einen Ausspruch des Mäzens vor kurzer Zeit: "Wenn der Herrgott meint, ich hätte genug Durcheinander angerichtet, wird er mich schon holen", habe Müller bei einer Veranstaltung auf der Raketenstation gesagt.
Das bescheidene Wesen des Hombroich-Gründers wird an diesem Tag immer wieder hervorgehoben. "Er hätte es gar nicht gemocht, dass jetzt soviel Lobendes über ihn gesagt wird", meint Kulturdezernentin Christiane Zangs.
"Es ist doch fast nicht zu begreifen", murmelt Anatol bei seinem Gang durch die herbstliche Insellandschaft. Der Beuys-Schüler Anatol Herzfeld, in Hombroich seit 1987 mit einem Atelier und zahlreichen Projekten ansässig, hat Müller 35Jahren gekannt. Die Menschen seien wie gelähmt; "und so viele weinen jetzt", sagt er. Wieder wird er angerufen, es ist Martha Soumagne, und auch sie will sich mit ihm austauschen und ihren Kummer teilen, weil der Gründer der Museumsinsel nicht mehr ist. "Es gibt ihn. Aber er ist nicht mehr von dieser Welt", sagt der Hombroich-Künstler.
Während er nachdenklich auf einem der ungenutzten Gartenstühle sitzt, strömt eine Gruppe junger holländischer Besucher in die Caféteria. Sie genießen offensichtlich diese so einmalige Atmosphäre und die "Kunst parallel zur Kultur." Ganz so, wie es sich der große Kunstvermittler Karl-Heinrich Müller immer gewünscht und erhofft hat.