Hunde-Attacke löst Empörung über „Besitzer“ aus
Aggressive Kangalen wurden nur ausgeliehen. Haltung in Ückerath sorgt für Kopfschütteln.
Dormagen. Die Attacke auf die Dalmatiner-Hündin von Sascha Lauterbach in der Nacht zu Samstag schlägt vor allem im sozialen Netzwerk Facebook hohe Wellen. Es sind besonders Tierfreunde und -schützer, die sich engagiert zu Wort melden. Tenor: Nicht der Hund trägt die Verantwortung, sondern der Halter. Vor allem treibt viele die Sorge um, dass ein wuchtiger Hund wie der türkische Herdenschutzhund Kangal negativ in die Schlagzeilen kommt. Das befürchtet auch Gudrun Burkowski. Die erfahrene Hundetrainerin aus Dormagen sagt: „Es ist zwar eine schwierige, weil eigenständige Rasse, die sehr sorgfältig erzogen werden muss. Aber der Kangal ist ein freundlicher Hund.“
Als Lauterbach nachts mit seinen beiden Hundedamen Marlene und Carmen in Ückerath noch einmal Gassi ging, wurden sie von zwei unbeaufsichtigten Kangal-Hunden attackiert. Dabei wurde Marlene schwer gebissen, sie zog sich auch einen Rippenbruch zu, und ihr Herrchen wurde an Hand und Beinen verletzt.
Die Recherche der Stadt ergab, dass der vermeintliche Besitzer nicht der Eigentümer der beiden ausgewachsenen Kangalen war, sondern diese nur von dem tatsächlichen Besitzer aus der Eifel „ausgeliehen“ hatte. Die Kontrolle der Stadt gestern ergab, dass die Hunde tatsächlich zurück gebracht wurden. Gegen den „Besitzer“ läuft ein Ordnungswidrigkeitsverfahren, auch die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Aus Sicht der Stadt sind Attacken von Hunden eher die Ausnahme. Im vergangenen Jahr gab es zwei „Beißvorfälle“, wie sie es nennt, bei denen Menschen verletzt wurden (2014: vier), vier bei denen Hunde verletzt wurden (2014: zwei). Interessant: „Es gab jeweils nur einen Fall, bei dem so genannte Listenhunde beteiligt waren.“ Von ihnen sind 15 in Dormagen registriert.
Auf Facebook regt Sarah Klein an, „den Umgang in NRW mit Hunden zu hinterfragen. Pauschalisierte Rasselisten über ,gefährliche Hunde’ (auf der der Kangal in NRW nicht steht, Anm.) abzuschaffen und einen gemeingültigen Hundeführerschein, wie es in Niedersachsen der Fall ist, einzuführen“. Für Elke Gröters ist das Argument des vermeintlichen Besitzers zweifelhaft: „Der Mann hat sich den Hund geliehen, weil in der Umgebung soviel eingebrochen wurde? Darüber kann ich nur den Kopf schütteln.“ Margot Schmidt ist überzeugt: „Wer einem Kangal gute Lebensbedingungen bieten und Sicherheit vermitteln kann, der ist auch geeignet, einen zu halten.“
Für Hundetrainerin Gudrun Burkowski war der Vorfall in Ückerath „schrecklich“. Wenn ich einen Hund halte, dann muss ich das Grundstück so absichern, dass er nicht ohne Begleitung heraus kommt. Wenn es mehrere Vorfälle gab, dann verstehe ich nicht, dass es keinen solchen Auftrag durch das Ordnungsamt gab.“ Die Expertin ist überzeugt: „Natürlich kann man einen Kangal oder andere große Hunde hier halten. Das sind keine Monster, das können sie durch falsche oder fehlende Erziehung werden.“